Torphänomen Erling Haaland war selbst nach dem Abpfiff nicht zu stoppen. Minutenlang hüpfte der BVB-Superstürmer vor den mitgereisten Fans auf und ab.
Das völlig gelöste Tänzchen des herausragenden Dreifach-Torschützen vor der wieder besetzten Kurve rundete für Titelverteidiger Borussia Dortmund einen gelungenen Start in die Pokalsaison ab. Und aus der Chefetage folgte unmittelbar wieder das klare Signal: Wir geben diesen Mann nicht ab! «Welches Szenario sollte denn kommen? Wir haben uns klar festgelegt», stellte Dortmunds Lizenzspielerchef Sebastian Kehl nach dem ungefährdeten 3:0-Sieg bei Drittligist SV Wehen Wiesbaden klar.
Doch Haaland ist umworben, keine Frage. Am Sonntag sagte Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic im Sport1-«Doppelpass», auch der deutsche Rekordmeister schaue ganz genau hin: «Das ist ein Topspieler, den die ganze Welt will – wahrscheinlich.»
Beeindruckende Tore-Bilanz
Die Zahlen sprechen für sich: 60 Pflichtspiele hat der Norweger für Dortmund absolviert, dabei gelangen ihm satte 60 Tore. Und das mit gerade einmal 21 Jahren. «Er hat unglaubliche Power und Wucht. Er ist jetzt nochmal auf einem anderen Niveau, was mitspielen betrifft. Er hat sich an große Ligen gewöhnt», sagte der neue Cheftrainer Marco Rose, dessen Pflichtspiel-Debüt gelang. Rose und Haaland hatten 2019 in Salzburg schon ein halbes Jahr zusammengearbeitet. Damals war der bullige Blondschopf noch ein Riesenversprechen, jetzt ist er für weitere Titelambitionen Dortmunds Lebensversicherung.
«Ich glaube, dass er step by step gegangen ist. In Salzburg hat er angefangen, in einer kleineren Liga. In Dortmund hat er eingeschlagen, dementsprechend ist er einen stetigen Weg in seiner Entwicklung gegangen», sagte Rose. Was den Ausnahmeathlet so gefährlich macht: Er ist nie zufrieden. Beim Stand von 3:0 sah Rose auch deshalb davon ab, seinen Toptorjäger vorzeitig auszuwechseln. «Er hat einen großen Ehrgeiz, immer Hunger auf Tore. Es ist gut, dass wir ihn haben», sagte Kehl.
Vertrag bis 2024
Haalands Vertrag ist – wohl mit einer vorzeitigen Ausstiegsklausel – bis 30. Juni 2024 fixiert, sein Marktwert hat die Marke von 100 Millionen Euro längst überschritten. Es sind Zahlen, die für Trainer Rose wohl nicht die entscheidende Rolle spielen. Er will seine flexiblen Systeme, darunter auch die am Samstag praktizierte Mittelfeldraute, um Zielspieler Haaland aufbauen und könnte ihm schon am Samstag (18.30 Uhr/Sky) zum Bundesliga-Start gegen Eintracht Frankfurt den niederländischen Neuzugang Donyell Malen an die Seite stellen.
Roses Worte klangen nach Haalands herausragender Darbietung fast wie eine Drohung: «Er weiß, dass wir noch ein paar Dinge weiterentwickeln können.» Die Latte liegt dabei extrem hoch. Schon im Vorjahr traf der Stürmer in 28 Bundesliga-Spielen 27 Mal, wurde dazu mit zehn weiteren Treffern Torschützenkönig in der Champions League.
«Man vergisst immer, dass er noch so jung ist. Er gibt uns so viele Möglichkeiten, vor allem mit seiner Schnelligkeit. Das ist unglaublich wichtig», sagte Kapitän Marco Reus, der nach dem Abgang von Jadon Sancho gemeinsam mit Giovanni Reyna und Malen zu den wichtigsten Kombinationspartnern in der dynamischen BVB-Offensive gehört.
Haaland selbst verabschiedete sich an einem lauen Sommerabend als einer der Letzten in die Kabine. Auf der Tribüne wollten die «Erling, Erling»-Rufe auch weit nach dem Abpfiff nicht enden. Haaland grinste, zeigte die Daumen nach oben und schickte später einen mit einem Blitz-Smiley versehenen Gruß in den sozialen Medien: «Die Saison hat begonnen.» Es war eine Botschaft in fetter Schrift und Großbuchstaben.