Mit einer Art Perspektivteam startet der Deutsche Ringer-Bund (DRB) bei der am Samstag beginnenden Weltmeisterschaft in Oslo in eine neue Ära.
Nach den Rücktritten von Aline Rotter-Focken und Frank Stäbler, die über Jahre hinweg die Zugpferde des deutschen Teams waren und zum Abschluss ihrer Karrieren bei Olympia in Tokio im Sommer Gold und Bronze gewonnen hatten, werden neue Hoffnungsträger gesucht – allerdings erst auf Sicht. «Es gibt für Oslo keine konkrete Medaillenvorgabe», sagte DRB-Sportdirektor Jannis Zamanduridis der Deutschen Presse-Agentur. «Wir schicken viele Athleten auf die Matte, die eher Richtung Olympia 2024 und 2028 aufgebaut werden sollen.»
Anna Schell ist die einzige deutsche Starterin in Norwegen, die auch bei den Spielen in Japan dabei war. Neben der WM-Dritten, die in der Gewichtsklasse bis 72 Kilogramm auflaufen wird, gelten die EM-Dritte Annika Wendle (bis 53 kg) sowie die Griechisch-römisch-Ringer Roland Schwarz (bis 77 kg), Peter Öhler (bis 97 kg) und Jello Krahmer (bis 130 kg) als aussichtsreichste Kandidaten auf einen der vorderen Plätze. Die größten Namen fehlen aber im 22-köpfigen Aufgebot: der zweimalige Olympia-Dritte Denis Kudla und der EM-Dritte Eduard Popp.
Nach den Abschieden von Rotter-Focken und dem dreimaligen Weltmeister Stäbler, die laut Zamanduridis «unwahrscheinlich viel für das Ringen hierzulande geleistet haben», sollen Kudla und Popp Führungsrollen übernehmen. «Die Lücken, die entstanden sind, sind groß. Aber diese beiden haben das Potenzial, sie ein Stück weit zu schließen», sagte der Sportdirektor. In Oslo bekommen sie dennoch eine Pause. «In einem olympischen Jahr hat die WM für den Verband nicht den Stellenwert wie sonst», erklärte Zamanduridis. «Für die Athleten, die dabei sind, ist sie aber eine große Chance.» Zumal auch andere Nationen viele ihrer Leistungsträger und Olympia-Starter bei dieser WM schonen werden.