Der Kölner Weg: Emotionen, Teamspirit, gute Arbeit

Emotionen, Teamspirit, gute Arbeit – mit diesen Triebfedern versetzt der 1. FC Köln die Fußball-Bundesliga von Spieltag zu Spieltag in Erstaunen.

«Die Jungs arbeiten gut, machen es gut und marschieren gut. Ich glaube, wir sind auf einem sehr, sehr guten Weg. Der ist noch nicht zuende, weil wir auch noch Fehler machen», sagte Kölns neuer Trainer Steffen Baumgart nach einem Festabend. 3:1 (0:1) gewann der erste Bundesliga-Meister gegen die SpVgg Greuther Fürth und ist nach sieben Spieltag mit zwölf Punkten ein Kandidat für die Europacup-Plätze. Im Sommer hatte der FC noch in der Relegation die Klasse gehalten. 

40.000 begeisterte Fans im Stadion

Der Moment wurde natürlich kräftig gefeiert, denn dank der neuen Freiheiten durch die neue Corona-Schutzverordnung waren 40.000 Zuschauer im WM-Stadion von 2006. Getragen von der Inbrunst der Fans wuchsen die Kölner Spieler nach einer für sie zähen ersten Halbzeit über sich hinaus und ließen dank der Tore von Sebastian Andersson (50. Minute) und Ellyes Skhiri (55. und 89.) dreimal das «Trömmelche» ertönen. Die vollen Getränkebecher flogen vor Begeisterung in die Luft, die Menschen tanzten auf den Rängen. «Ich hatte das Gefühl, das links und rechts kleine Feuer brannten, es war intensiv und greifbar – richtiges Fußball-Publikum», sagte der beeindruckte Sportchef Jörg Jakobs. 

Das Skript des Spiels lieferte den Boden für die Begeisterung. Die Gäste, die zuvor viermal in Folge verloren hatten, überraschten den 1. FC Köln mit sicheren, flüssigen Kombinationen und direkten Vorstößen. Aus einem Einwurf entwickelte sich mit drei kurzen, schnellen Pässen das Führungstor für die Franken, das Marco Meyerhöfer (7.) freistehend mit einem Flachschuss durch die Beine von Kölns Keeper Timo Horn erzielte. Neuzugang Jeremy Dudziak hätte dann eigentlich das 2:0 machen müssen, traf aber zweimal den Pfosten (32.). 

Kölner Drang nach vorne

Die Gastgeber arbeiteten sich aber sukzessive gegen den «ekligen Gegner», wie es Rafael Cichos beschrieb, an die Wende heran. «Wir sind vor dem Tor eiskalt gewesen und haben das Spiel gedreht», sagte Cichos zu dem Doppelschlag durch Andersson und Skhiri innerhalb von sechs Minuten. «Wichtig ist, dass wir uns von dem Ergebnis nicht haben beeindrucken lassen uns unseren Weg ergebnisunabhängig gesucht haben. Wir haben weiter nach vorne und auf das Dritte gespielt. Das ist das, was ich sehen will», erklärte Trainer Baumgart mit Blick auf die drei 1:1-Unentschieden zuvor in Freiburg, gegen Leipzig und in Frankfurt. 

Teamspirit als treibende Kraft

Besonders nach dem Freiburg-Spiel hatte der FC-Coach kritisiert, dass sich seine Mannschaft nach der Führung zurückfallen ließ. Das war nun gegen Greuther Fürth nicht der Fall. «Der Teamspirit und natürlich der neue Coach treiben uns an. Wir arbeiten zusammen», sagte der Tunesier Skhiri und fügte mit Blick auf die Zuschauer hinzu: «Die Atmosphäre war unglaublich, das hat uns gepusht.»

Dass die Begeisterung in Köln besondere Blüten treibt, ist hinlänglich bekannt. Das war auch am Ende eines bemerkenswerten Freitagabends nicht anders. «Steffen Baumgart Bundeskanzler», sangen die Fans. Dem geerdeten Rostocker war jüngst schon zu viel, dass er wegen seiner Liebe zu Schiebermützen als Trendsetter bezeichnet wurde. Insofern zog er sofort den Stöpsel: «Jetzt kommen wir alle mal wieder runter. Das Kanzleramt muss noch ein bisschen warten.»

Von Ulf Zimmermann dpa