Gerichtstermin erledigt: Bayern hoffen auf Hernández

Vom Gala-Auftritt in Leverkusen direkt zum Gericht nach Madrid: Schon einen Tag eher als angekündigt und damit unbemerkt von der Öffentlichkeit hat Bayern-Profi Lucas Hernández seinen Gerichtstermin in der spanischen Hauptstadt wahrgenommen.

Der 25 Jahre alte Franzose sei persönlich und offiziell darüber benachrichtigt worden, dass er innerhalb der nächsten zehn Tage möglicherweise eine sechsmonatige Haftstrafe antreten muss, teilte das zuständige Gericht der Deutschen Presse-Agentur mit.

Damit dürfte der Weltmeister drei Tage nach der 5:1-Machtdemonstration bei Bayer Leverkusen dem Bundesliga-Spitzenreiter am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) im Champions-League-Gastspiel der Münchner bei Benfica Lissabon zur Verfügung stehen. Ob er tatsächlich in ein spanisches Gefängnis seiner Wahl muss, hängt auch von der Entscheidung des Madrider Oberlandesgerichts über seine Berufung ab. Sollte diese allerdings am 28. Oktober noch nicht vorliegen, muss Hernández in Haft.

«Ich bin froh, wenn er am Mittwoch in Lissabon wieder zur Mannschaft stößt und dann spielen kann», sagte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann am Sonntagabend im BR Fernsehen. Der Abwehrspieler soll wegen der Missachtung eines Gerichtsurteils ins Gefängnis. Es geht dabei um einen Verstoß gegen ein Annäherungs- und Kontaktverbot, das auf einen inzwischen schon Jahre zurückliegenden handgreiflichen Streit mit seiner damaligen Freundin und heutigen Frau zurückgeht.

Auch Ausfall von Davies droht

«Das ist ein privates Thema, was er auch privat halten soll», sagte Nagelsmann. Der neue Coach der Bayern muss womöglich seine Start-Einheit der vergangenen drei Spiele aufbrechen, zumal neben dem 80 Millionen Euro teuren Rekordeinkauf Hernández auch der in Leverkusen starke Linksverteidiger Alphonso Davies auszufallen droht. Der 20-Jährige wurde bereits in der 40. Minute wegen Oberschenkelproblemen ausgewechselt. «Wir hoffen, dass er Glück hat. Er hat einen leichten Schmerz im Oberschenkel gespürt», sagte Nagelsmann. «Wir müssen bis Mittwoch schauen, ob es reicht.»

Hernández, dem Nagelsmann die «beste Saisonleistung» attestierte, und Davies waren feste Bausteine in den Startformationen gegen Dynamo Kiew (5:0), Eintracht Frankfurt (1:2) und eben Leverkusen. Die Gala gegen die hoffnungslos überforderte Werkself bestätigte Nagelsmanns derzeitiges Erfolgsrezept, das auf personeller Beständigkeit basiert. «Wenn man neue Leute reinbringt, braucht man Struktur und Stabilität», erklärte der Trainer zu seinem Vorgehen. 

Seine Stars teilen diese Auffassung – zumindest die, die von Beginn an auf dem Feld stehen. «Gigantisch» habe die Mannschaft laut Joshua Kimmich gespielt, mit «Tempo, Tiefe und Torgefährlichkeit», sagte der Nationalspieler. «Wir haben ein Team», twitterte Kollege Leon Goretzka und fügte als Emoji eine Faust als Symbol der Stärke hinzu.

Bayern-Auftritt beeindruckt Konkurrenz

Nagelsmann nahm schon am Sonntag auch die Bankspieler zeitig mit ins Boot – schließlich führte der FC Bayern nach 37 unglaublichen Minuten mit 5:0. Robert Lewandowski sorgte zunächst für eine 2:0-Führung (4. und 30. Minute). Fast im Minutentakt trafen dann Thomas Müller (34.) sowie Serge Gnabry per Doppelpack (35./37.). Das Tor für Leverkusen durch Patrik Schick (55.) war nicht mehr als ein Schönheitsfehler aus Münchner Sicht. 

Die Galavorstellung des FC Bayern in Leverkusen machte auch in Portugal schwer Eindruck. «Furchterregende Bayern», titelte am Montag die Fachzeitung «Record». «Das macht Angst!» Als eine «tödliche Maschine» bezeichnete «O Jogo» den Bundesliga-Tabellenführer, die für das Spiel im Estadio da Luz «gut geölt» sei. Die Bayern hätten Leverkusen «zermalmt» und sich «dabei auch noch ausgeruht».

Egal, ob mit Hernandez und Davies oder ohne die beiden – der FC Bayern wird als haushoher Favorit in das dritte Champions-League-Gruppenspiel gehen. Benfica, der Club von Ex-Nationalspieler Julian Weigl, quälte sich am Wochenende im Pokal zu einem 2:1 bei Zweitligist CD Trofense. «Ich hatte mehr erwartet. Das war auch mit Blick auf Mittwoch nicht gut», sagte Trainer Jorge Jesus.

Von Ulf Zimmermann und Christian Kunz, dpa