Kimmich in Corona-Falle: Nagelsmann benennt «die Gefahr»

Der vom Corona-Thema genervte Julian Nagelsmann bedankte sich ausdrücklich, als er nach einer guten Viertelstunde endlich eine Frage zum nächsten Bayern-Gegner gestellt bekam.

Doch anders als der FC Augsburg am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) könnte sich wohl eher das verflixte Coronavirus in der aktuellen Infektionslage zum größten Gegner des Fußball-Serienmeisters entwickeln.

Neben den infizierten Profis Niklas Süle und Josip Stanisic droht Nationalspieler Joshua Kimmich als entdeckte Kontaktperson einer Corona-Verdachtsperson gleich die nächste Zwangspause – diesmal im Verein. Und das ärgert beim FC Bayern auch den Trainer. Denn die ungeimpften Profis könnten auch mal in Topspielen wie Anfang Dezember beim Verfolger und Titelkonkurrenten Borussia Dortmund ausfallen.

«Das ist Fakt», bestätigte Nagelsmann derartige Konsequenzen, die eine Corona-Quarantäne von zwar nicht infizierten, aber eben in Quarantäne geschickten Profis für die Saisonziele in der Liga und der Champions League haben könnten. «Ich bin ganz ehrlich», sagte Nagelsmann: «Ich habe schon den Anspruch, dass die Spieler, die nicht geimpft sind, das verstehen, dass die Gefahr als Ungeimpfter deutlich größer ist, mehr Spiele und Trainingseinheiten zu verpassen als als Geimpfter. Ich glaube nicht, dass ich das einem Spieler klarmachen muss. Das ist offensichtlich, das liegt auf dem Präsentierteller», sagte der 34-Jährige unmissverständlich.

Kimmich droht erneut Corona-Ausfall

Kimmich ist nicht der einzige Akteur im Münchner Kader, der wegen persönlicher Bedenken noch keinen Corona-Piks erhalten hat. Und nachdem der 26-Jährige gerade erst ebenso wie seine Kollegen Serge Gnabry und Jamal Musiala als Kontaktperson des positiv getesteten Süle von der Nationalelf abreisen musste und dadurch die letzten zwei Länderspiele des Jahres verpasste, droht ihm nun erstmals auch ein Ausfall in Pflichtspielen für seinen Arbeitgeber.

Beim Abschlusstraining der Bayern vor dem Augsburg-Spiel stand Kimmich – vorsorglich – nicht auf dem Platz. Grund: Er hatte im privaten Umfeld Kontakt zu einem Verdachtsfall. Das PCR-Ergebnis dieser Person lag zum Trainingszeitpunkt nicht vor. «Dadurch, dass wir die Vorsichtsmaßnahme machen, ist er wahrscheinlich dann auch die Kontaktperson», sagte Nagelsmann zu Kimmich und schlussfolgerte anhand der Corona-Verordnungen. «Sollte das PCR-Ergebnis positiv sein, dann ist es als Ungeimpfter so, wie es dann auch beim Kontakt mit Niki Süle war.» Heißt im Klartext: Kein Einsatz von Kimmich in Augsburg, sondern erneut ab in häusliche Isolation.

Er ist ein Schlüsselspieler in Nagelsmanns Teamgerüst. Ob und wie ihn die aktuellen Corona-Auswirkungen auf seine Berufsausübung beim Thema Impfen beeinflussen, bleibt abzuwarten. Die Infektionszahlen steigen in Deutschland und Europa gerade massiv an, gerade für Ungeimpfte wird das Leben schwieriger. «Die Zahlen sind schon ein Stück weit erschreckend. Wir merken es auch bei uns», sagte Nagelsmann. Der 34-Jährige war zuletzt trotz Impfung selbst infiziert und verpasste wegen der häuslichen Quarantäne vier Bayern-Partien.

Trainer Nagelsmann klarer Impfbefürworter

Der bekennende Impfbefürworter Nagelsmann stöhnte in seiner Video-Pressekonferenz irgendwann: «Das Thema Corona nervt uns alle! Wir spielen gegen Augsburg und reden nur über die Pandemie!»

In der Augsburger Arena, wo die 30.000 erlaubten Zuschauer auch auf ihren Sitz- und Stehplätzen wieder durchgängig FFP-Masken tragen müssen, erwartet Nagelsmann einen Gegner, der ehr tief steht und ganz auf Konter setzt. Das klare Gäste-Ziel zum Auftakt des 12. Spieltags lautet, im 600. Bayern-Pflichtspiel von Thomas Müller den Vorsprung auf Verfolger Dortmund zunächst auf sieben Punkte zu erhöhen.

Neben Süle und Stanisic sowie womöglich Kimmich muss Nagelsmann den kurzen Bus-Tagestrip nach Augsburg auch ohne Kingsley Coman antreten. Der Flügelstürmer kehrte mit «minimalen muskulären Beschwerden» vom französischen Nationalteam zurück. Und Nagelsmann will bei dem verletzungsanfälligen Tempo-Dribbler keinerlei Risiken eingehen.

Und was wollen die Augsburger gegen den FC Bayern unternehmen? «Wir müssen ein ekliger Gegner sein, ein unangenehmer Gegner», sagte Trainer Markus Weinzierl. Also so ähnlich wie das Coronavirus.

Von Klaus Bergmann, dpa