Erster Rückschritt unter Kohfeldt – Nun Wolfsburger Endspiel

Ein Sieg aus fünf Spielen – mit dieser Bilanz ist das Kapitel Champions League normalerweise beendet. Doch die völlig verrückte Konstellation in der Wolfsburger Gruppe G macht es möglich, dass der VfL sogar noch als Tabellenerster ins Achtelfinale einziehen kann.

Ein Sieg im Gruppenendspiel gegen OSC Lille am 8. Dezember, und die Niedersachsen sind weiter im Konzert der Fußball-Größen dabei. Spielen RB Salzburg und der FC Sevilla dann im Parallelspiel auch noch Remis, sind die Grün-Weißen sogar Erster. Kaum zu glauben, angesichts des schwachen Auftritts der Wolfsburger beim 0:2 beim FC Sevilla.

Denn im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán enttäuschten die Wolfsburger erstmals unter dem neuen Trainer Florian Kohfeldt auf der ganzen Linie. «Das war ganz klar ein Rückschritt heute», räumte auch Kohfeldt nach seiner ersten Niederlage als VfL-Coach ein. Zuvor hatte es drei Siege und ein Remis gegeben. «Heute war gar nichts gut», kritisierte der neue Europapokal-Rekordspieler der Wolfsburger, Maximilian Arnold (32 internationale Spiele).

Arnold fordert harte Arbeit

Doch auch in den Spielen zuvor sei bei weitem nicht alles gut gewesen, sagte Arnold und sieht die Mannschaft in der Pflicht. «Uns muss schon bewusst sein, dass wir, nur weil wir einen neuen Trainer haben, nicht über alles hinwegfegen. Sondern wir müssen schon hart arbeiten», forderte der Nationalspieler für die Zukunft.

Dennoch wähnten sich die Niedersachsen nach der Trennung von Mark van Bommel und der Verpflichtung von Kohfeldt schon etwas weiter. Der mut- und inspirationslose Auftritt in Andalusien kam für alle Beteiligten daher unerwartet. «Wir sind heute nicht an unsere Leistungsgrenze gegangen. Das ist das, was mir heute am meisten Sorgen bereitet», sagte der VfL-Coach.

Ist der Kohfeldt-Effekt also bereits verflogen? Zu dieser Erkenntnis taugte der Auftritt beim sechsfachen Europa-League-Champion noch nicht. «Wir sind immer noch in einer Phase, in der die Mannschaft und ich uns kennenlernen», sagte Kohfeldt und bat um Geduld. Dass jedoch auch die Ergebnisse stimmen müssen, ist dem 39-Jährigen bewusst. Und genau diesen Spagat zwischen Resultaten und weiterer Entwicklung muss Kohfeldt in den kommenden Wochen hinbekommen.

Enges Programm

Dabei will Kohfeldt sein Team nicht überfrachten. Das Programm bis Weihnachten ist eng getaktet, erst in der Winterpause wird er etwas Zeit haben, wirklich an neuen Dingen zu arbeiten. «Es geht jetzt bis Weihnachten nur darum, das, was da ist, zusammenzubringen», sagte Kohfeldt, der sein Team in Sevilla statt zuletzt mit Dreier- mit einer Viererabwehrkette aufgeboten hatte und vielleicht auch damit etwas zur Verunsicherung beitrug.

Nach einer Nacht mit wenig Schlaf ging der Blick am Mittwoch aber schon wieder in Richtung Dortmund. Der Vizemeister ist am Samstag in der Volkswagen-Arena zu Gast, dann soll das VfL-Team wieder das Gesicht aus den ersten drei Spielen unter Kohfeldt zeigen. «Wenn wir uns leistungstechnisch so schnell wie möglich wieder auf das Niveau der ersten Woche begeben, dann sind wir in der Lage, regelmäßig zu punkten», sagte Kohfeldt. Wenn nicht, wird es schwer. Erst recht im Champions-League-Gruppen-Endspiel gegen Lille in zwei Wochen.

Von Lars Reinefeld, dpa