Früherer Leichtathletik-Chef Diack ist tot

Der in viele Skandale verwickelte frühere Leichtathletik-Präsident Lamine Diack ist tot. Diack starb in seiner Heimat Senegal in der Nacht zum Freitag im Alter von 88 Jahren. Von 1999 bis 2015 führte er den Weltverband und stand im Zentrum zahlreicher Skandale.

«Mit dem Tod von Lamine Diack verliert Senegal einen seiner berühmtesten Söhne», würdigte der Präsident des westafrikanischen Landes, Macky Sall, via Twitter das frühere IOC-Mitglied.

16 Jahre lang leitete Diack, der als einer der einflussreichsten Spitzenfunktionäre galt, mit einem autokratischen Führungsstil den Weltverband. Seinem Heimat-Kontinent verschaffte er einen festen Platz auf der Leichtathletik-Weltkarte. Während er sich selbst als Reformer sah, warfen ihm Kritiker vor, die an schwindendem TV- und Zuschauerinteresse leidende Leichtathletik zu ruinieren. In der Zeit von Megastar Usain Bolt, der der Leichtathletik großen Glanz verlieh, profitierte auch Diack.

Korruptionsprozess

Der Ruf der olympischen Kernsportart litt allerdings sehr unter den Machenschaften des früheren Bürgermeisters von Dakar. Im vergangenen Jahr war Diack in einem Korruptionsprozess zu vier Jahren Haft verurteilt worden, von denen zwei auf Bewährung ausgesetzt wurden. Außerdem musste er eine Geldstrafe von 500.000 Euro zahlen. Hinzu kam die Zahlung mehrerer Millionen Schadenersatz an den Leichtathletikverband von Diack und den weiteren Angeklagten.

In seiner Amtszeit soll Diack direkt oder indirekt einige Millionen Euro vorwiegend von russischen Athleten für die Vertuschung von positiven Doping-Tests erpresst haben. Mehrere Athleten konnten demnach dadurch bei den Olympischen Spielen 2012 in London starten und Medaillen gewinnen.

Die Einstellung des früheren französischen Weitsprungmeisters zum Doping hatte schon zuvor immer wieder Zweifel geweckt. Als Anfang der 2000er Jahre eine Reihe von prominenten Athleten wie Linford Christie des Dopings überführt wurden, sagte er: «Nur, weil sie jetzt positiv sind, denke ich nicht, dass sie betrügen.»

Auch der Sohn im Zwielicht

Immer wieder gab es auch Mutmaßungen, dass wie zum Beispiel bei den Vergaben von Leichtathletik-Weltmeisterschaften nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein könnte. Auch Diacks Sohn Papa Massata geriet ins Zwielicht. Er war im Rahmen der Verurteilung des Vaters gar zu fünf Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von einer Million Euro verurteilt.

Im Mai dieses Jahres war Diack aus seinem Hausarrest in Frankreich in den Senegal zurückgekehrt, seine Haftstrafe musste er am Ende nicht mehr absitzen. Die Kaution in Höhe von 600 000 US-Dollar hatte ein senegalesischer Fußballclub gezahlt, dessen Gründungsmitglied Diack sei.

Von Christian Kunz, Robert Semmler und Andreas Schirmer, dpa