FC Bayern schenkt Nagelsmann Jubiläumssieg

Julian Nagelsmann klatschte seine Mitstreiter auf der Bayern-Bank nach dem Jubiläumserfolg erleichtert ab.

Kingsley Coman (53. Minute) und Jamal Musiala (74.) wendeten beim 2:1 (0:1) gegen den couragierten FSV Mainz 05 mit viel Mühe das intensive Spiel. Mit dem 100. Bundesliga-Sieg für Trainer Nagelsmann bauten die Münchner dank einer Leistungssteigerung nach der Pause ihre Führung in der Tabelle auf Borussia Dortmund aus. Angesichts der klar besseren Tordifferenz und sechs Punkten Vorsprung ist der FC Bayern eine Woche nach dem 3:2 gegen den BVB praktisch schon Herbstmeister – zum 25. Mal.

«In der zweiten Halbzeit haben wir eine Top-Reaktion gezeigt, da waren wir richtig scharf», sagte Nagelsmann. In der ersten Hälfte sei das Team phasenweise «sehr träge» und «nicht mehr aktiv» gewesen.

Bell: «Ein typischer Bayern-Sieg»

Vor dem Erfolg stand ein hartes Stück Arbeit. Karim Onisiwo hatte die formstarken Gäste nach dem Führungstreffer auf Punkte in der leeren Allianz Arena hoffen lassen (22.). Die Mainzer entpuppten sich als der «unangenehme Gegner», vor dem Nagelsmann gewarnt hatte. Bissig in den Zweikämpfen und taktisch äußerst diszipliniert stemmten sie sich gegen die spielerisch überlegenen Münchner.

«Es nervt, dass dem Gegner 20 gute Minuten reichen. Ein typischer Bayern-Sieg, der echt weh tut», sagte FSV-Verteidiger Stefan Bell. Für Ärger bei den Gästen sorgte auch, dass es nach einem Zweikampf zwischen Bayerns Abwehrchef Dayot Upamecano und Gäste-Angreifer Jae-Sung Lee nach einem Kontakt keinen Elfmeter gab (20.). Der Videoassistent revidierte die Ansicht von Schiedsrichter Benjamin Cortus nicht. «Da müssen wir einen Elfmeter in der Szene bekommen», monierte Trainer Bo Svensson. So eine Szene müsse sich der Schiedsrichter nochmal anschauen.

Wie im Januar, als die Bayern unter Nagelsmann-Vorgänger Hansi Flick beim 5:2 gar einen 0:2-Pausenrückstand aufholen mussten, war auch diesmal ohne das fehlende Mittelfeldduo Joshua Kimmich und Leon Goretzka eine Steigerung nach dem Seitenwechsel vonnöten. Kimmich wird nach seiner Corona-Infektion erst im neuen Jahr wieder spielen können. Auch seinem mit muskulären Problemen ausgewechselten Ersatz Corentin Tolisso droht eine Pause.

100. Sieg im 199. Spiel für Nagelsmann

Die 05er belohnten sich früh für einen beherzten Auftritt. Anton Stach und Jonathan Burkhardt setzten sich gegen die zu zaghaften Benjamin Pavard und Upamecano durch, nach Burkhardts Flanke nahm Tolisso das Luftduell mit Onisiwo nicht an. Der Österreicher ließ Bayern-Keeper Manuel Neuer bei seinem Kopfball keine Chance.

Die oftmals zu unpräzisen Münchner hatten vor der Pause viel Mühe, zu klaren Chancen zu kommen. Mit zunehmender Spieldauer ließ die Power und damit die Konzentration bei den Mainzern nach. Zwei Kopfballchancen gleich nach dem Seitenwechsel durch Robert Lewandowski (46.) und Coman (49.) dokumentierten den großen Willen auf die Wende. «Die Reaktion war genau die richtige», sagte Vize-Kapitän Thomas Müller.

Tolisso leitete die Wende durch einen Traumpass auf Coman ein, der Zentner mit einem Schuss durch die Beine überwand. Der «King» verpasste nur kurz nach dem Ausgleich den Führungstreffer (62.). «Das war zu billig», sagte Svensson über das 1:1. «Wir kriegen Gegentore, die du nicht kriegen darfst, wenn du hier was holen möchtest.» Insgesamt war er aber «zufrieden mit der Leistung» und «stolz» auf den Auftritt seiner Mannschaft.

Bayern ließ nicht mehr locker. Nachdem die Mainzer den Ball nicht klären konnten, legte Pavard für Musiala auf. Der Junior vollendete mit einem platzierten Flachschuss. «Er muss sein Straßenfußballer-Gen beibehalten und defensiv Verlässlichkeit haben», sagte Nagelsmann, der verriet, dass Musiala jetzt geimpft sei. Das stimmte den Coach zufrieden – wie auch der 100. Sieg im 199. Spiel.

Von Christian Kunz, dpa