Gnabry und Lewandowski überragend: Bayern ist Herbstmeister

Julian Nagelsmann klatschte kurz mit seinen Spielern ab, die sich ohne großen Jubel Richtung Kabine aufmachten.

Nach der Torgala des überragenden Serge Gnabry und von Weltfußballer Robert Lewandowski beim 5:0 (1:0) beim VfB Stuttgart nahm der FC Bayern die vorzeitig gesicherte 25. Herbstmeisterschaft fast schon routiniert zur Kenntnis.

Nationalspieler Gnabry erzielte drei Tore selbst (40. Minute/52./74.) und legte die von Lewandowski (72./69.) vor coronabedingt nur 750 Zuschauern auf. Schon ein Punkt hätte dem Rekordmeister gereicht, um den ersten Tabellenplatz über die Winterpause hinweg zu sichern.

«Er ist ein herausragender Spieler, der aktuell mit seinem Rücken zu kämpfen hat und deswegen vielleicht einen Tick weniger Minuten bekommt, als er es verdient hätte», sagte Nagelsmann über Matchwinner Gnabry. «Er hat es heute sehr, sehr gut gemacht.»

Der VfB kassierte nach sieben Zählern aus den vorangegangen drei Spielen wieder einen deutlichen Rückschlag. Die Schwaben könnten im Laufe des 16. Spieltags noch auf den Relegationsrang abrutschen.

Ein Treffen alter Bekannter

Nagelsmann und VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo hatten sich kurz vor dem Anpfiff mit einer herzlichen Umarmung begrüßt. Die beiden kennen und schätzen sich – beim Fußballlehrer-Lehrgang teilten sie das Zimmer, bei der TSG Hoffenheim war Matarazzo sogar Co-Trainer von Nagelsmann. Mit taktischen Kniffen überraschen konnte der Stuttgarter seinen einstigen Chef aber nicht.

Der VfB versuchte immerhin in der Anfangsphase, mit schnellen Pässen über die rechte Seite in Strafraumnähe zu gelangen. Im Münchner Mittelfeld waren ungewohnt der mit Mittelhandbruch spielende Jamal Musiala und nach mehreren Ausfällen der Spanier Marc Roca für Absicherung und Aufbau zuständig. Beide standen zuvor in dieser Saison erst 51 Minuten gemeinsam auf dem Platz – machten ihre Sache aber gut. Roca hatte es erstmals seit zehn Monaten in die Bundesliga-Startelf der Bayern geschafft.

Offensiv konnte sich Nagelsmann auf seine Alleskönner verlassen. Lewandowski (12.) und insbesondere Gnabry (14. und 18.), sorgten für erste Annäherungsversuche an das Stuttgarter Tor. Die angeschlagenen Marcel Sabitzer, Leon Goretzka und Corentin Tolisso waren nicht mit dabei, Kingsley Coman musste verletzt früh runter und wurde durch Leroy Sané ersetzt (27.).

Mit zunehmender Spieldauer erhöhten die Bayern den Druck, die Stuttgarter kamen nur noch selten zu Entlastungsangriffen – die waren aber wie bei den Versuchen von Omar Marmoush (25.) und Philipp Förster (45.) recht vielversprechend. Den Gästen, die 17 der vorausgegangenen 18 Bundesliga-Duelle mit dem VfB gewonnen hatten, fehlte in den ersten 35 Minuten die letzte Konsequenz vor dem Tor. Nagelsmann wirkte aber ziemlich entspannt.

Gnabry mit fünf Scorerpunkten

Auch der Ex-Stuttgarter Benjamin Pavard per Direktabnahme (30.) und Sané (37.) trafen auf dem tiefer werdenden Rasen des Stuttgarter Stadions nicht zur Führung. Dann aber belohnte sich Gnabry, der in seiner Heimatstadt erstmals seit dem 12. Spieltag wieder in der Startelf stand, für seinen starken Einsatz: Der Flügelspieler bekam den Ball von Sané in den Strafraum gespielt und traf mit einem feinen Schlenzer unter die Latte.

Unmittelbar nach der Halbzeitpause wiederholte sich in Teilen die Anfangsphase: Der VfB spielte kurzzeitig mutig, hatte durch Wataru Endo auch eine gute Möglichkeit (46.). Doch gegen die Bayern reicht das nicht: Wieder Gnabry nach einem Konter und dieses Mal mit dem linken Fuß erhöhte.

Die Bayern-Dominanz nahm im Anschluss nicht ab, Musiala verpasste zunächst das 3:0 (65.). Dem VfB fiel in dieser Phase nur wenig ein, Matarazzo brachte mit einem Doppelwechsel Silas Katompa Mvumpa und Chris Führich in die Partie (63.). Die Treffer erzielten aber die Bayern. Lewandowski mit seinen Saisontoren 17 und 18 beseitigte allerletzte Restzweifel am Ausgang dieses Spiels – beide Tore legte der überragende Gnabry auf, der wenig später erneut erfolgreich war. Es war der zweite Bundesliga-Dreierpack in der Karriere des 26-Jährigen.

Von Christoph Lother, Vanessa Reiber und Jan Mies, dpa