Nach Spielabbruch: Drei verschiedene Sportgerichtsurteile möglich Nach dem Abbruch des Drittliga-Spiels MSV Duisburg gegen VfL Osnabrück kann das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes drei verschiedene Urteile fällen.
Abhängig von den genauen Umständen könne die Partie sowohl für Osnabrück als auch für Duisburg gewertet werden. Die dritte mögliche Variante sei eine Neuansetzung, teilte das Sportgericht auf dpa-Anfrage mit. Das Spiel war am Sonntag in der 35. Minute zunächst unter- und kurz darauf komplett abgebrochen worden, weil der Osnabrücker Angreifer Aaron Opoku von einem Duisburger Zuschauer angefeindet worden war. Dabei war der vom DFB für den Fall rassistischer Vorfälle erstellte Drei-Stufen-Plan umgesetzt worden.
Entscheidend für die Bewertung des bisher einmaligen Vorfalls in den drei deutschen Profiligen seien die Aussagen der Beteiligten. Der DFB-Kontrollausschuss hatte bereits am Sonntag die Ermittlungen aufgenommen und beide Vereine sowie Schiedsrichter Nicolas Winter zu einer Stellungnahme aufgefordert. Liegen diese vor, wird sich das Sportgericht mit dem Fall befassen.
VfL-Geschäftsführer übt Kritik
Der Osnabrücker Geschäftsführer Michael Welling ordnete den rassistischen Vorfall als Problem der gesamten Gesellschaft und nicht bloß des Fußballs ein. Zum ersten Mal war in den ersten drei deutschen Profiligen eine Partie wegen Rassismus komplett abgebrochen worden.
«Es ist wichtig, dass wir an dieser Stelle gar nicht über den VfL Osnabrück oder den MSV Duisburg sprechen. Sondern, dass wir dieses gesamtgesellschaftliche Problem adressieren und es auch bekämpfen müssen. Deshalb war es so wichtig, hier ein Zeichen zu setzen und uns mit unserem Spieler solidarisch zu zeigen», sagte Welling dem vereinseigenen VfL TV.
«Das ist kein Standortproblem. Das hätte möglicherweise auch in Osnabrück oder an jedem anderen Standort der Bundesrepublik passieren können. Deshalb war es wichtig zu zeigen: Wir wollen nicht nur Anti-Rassismus auf T-Shirts drucken. Sondern es gilt auch zu handeln, wenn man es ernst nimmt.»
Unterstützung gab es für Opoku auch von zahlreichen anderen Vereinen in Deutschland. Einem Tweet des VfL Osnabrück mit dem Titel «Aaron, wir stehen hinter Dir!» schlossen sich zahlreiche Clubs wie Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC oder der FSV Mainz 05 an. «Rassismus ist scheiße. Überall!», schrieb 1899 Hoffenheim. Beim SV Werder Bremen war zu lesen: «Klare Kante gegen Rassismus!»
Es wird ermittelt
Die Ermittlungen dauern derweil an. «Der Beschuldigte hat sich geäußert. Darüber hinaus werden Videos gesichtet und weitere Zeugen befragt», sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur.
Ein 55 Jahre alter Mann soll einen Spieler der Gastmannschaft rassistisch beleidigt haben. Ob es auch – wie vom Schiedsrichter angegeben – Affenlaute gegeben hat, will die Polizei prüfen. Sie hatte umgehend Anzeige erstattet. Eine Beleidigung kann eine Geldstrafe oder eine Haftstrafe bis zu einem Jahr nach sich ziehen.
Allerdings gibt es laut Polizei Zeugenaussagen, dass «ein anderer Spieler gemeint gewesen sein» könnte. Demnach wäre nicht Aaron Opoku, sondern VfL-Spieler Florian Kleinhansl Ziel der Schmähungen gewesen.