Auf Snacks und Getränke werden die deutschen Handballer auf ihrem Flug nach Bratislava wohl verzichten. «Safety first» heißt das Motto, wenn der DHB-Tross an diesem Mittwoch zur EM-Mission in die slowakische Hauptstadt aufbricht.
«Corona wird uns das gesamte Turnier begleiten. Wir müssen auf alles achten und am Ende auch das Glück haben, dass wir coronafrei bleiben», sagte Kapitän Johannes Golla.
Handball-EM im Zeichen der Pandemie
Das Virus ist allgegenwärtig – auch in den Gedanken der Aktiven und Offiziellen. «Unsere Spieler beschäftigen sich täglich mit den Vorschriften, pflegen im Privatleben seit langem deutlich reduzierte Kontakte und bestreiten den Alltag mit Maske», berichtete DHB-Sportvorstand Axel Kromer.
Den Spielern spukt das Thema Corona «immer im Hinterkopf» herum, sagte Golla. «Aber natürlich nicht auf der Platte. Wir gehen davon aus, dass auf dem Parkett nur gesunde Spieler stehen. Daher macht man sich da keine Gedanken.» DHB-Vorstandschef Mark Schober nahm die Veranstalter und die Europäische Handball-Föderation in die Pflicht: «Ich vertraue der EHF, dass sie Lösungen finden wird, die Spieler zu schützen. Ich hoffe, dass alles glatt läuft.»
Aus Angst vor einer möglichen Infektion kurz vor der EM gab es für die DHB-Auswahl nach der erfolgreichen Turnier-Generalprobe gegen Olympiasieger Frankreich – anders als sonst üblich – keinen Heimaturlaub mehr. Statt noch einmal ein paar Stunden bei ihren Liebsten zu verbringen, blieben die Spieler im abgeschotteten Vorbereitungscamp in Großwallstadt.
Maßnahmen für reibungslosen Turnierverlauf
Auf einen Besuch im Café oder sogar Sightseeing werden die Schützlinge von Bundestrainer Alfred Gislason in Bratislava ebenso verzichten müssen. «Wir werden in einer sehr scharfen Bubble agieren», sagte Kromer. «Wir werden in einem Hotel leben, in dem ausschließlich die Mannschaften untergebracht sind. Die Kontakte zu den Mitarbeitern werden sehr eingeschränkt sein.»
Wer an der am Donnerstag beginnenden Endrunde in Ungarn und der Slowakei teilnehmen will, muss geimpft oder genesen sein. Beides darf nicht länger als ein halbes Jahr zurückliegen. Dies und die strengen Hygieneregeln mit ständigen Tests sollen für einen reibungslosen Turnierverlauf sorgen. «Die Zeiten sind schwierig, aber wir sind mittlerweile erfahren damit und gut gerüstet, den Mannschaften ein relativ sicheres Umfeld bieten zu können», sagte EHF-Generalsekretär Martin Hausleitner.
Der Österreicher ist trotz steigender Inzidenzzahlen zuversichtlich. «Wir haben entsprechende Hygienekonzepte erstellt und denken, wenn die Mannschaften gesund zur EM anreisen, können wir sicherstellen, dass es kaum Infektionen geben wird», sagte er. Hausleitner räumte aber auch ein: «Der Druck ist natürlich immens groß. Es geht darum, die Gesundheit der Spieler sicherzustellen.»
Das ist auch das oberste Gebot bei der deutschen Mannschaft. «Wir können nicht wegdiskutieren, dass die Forschungslage bei der Omikron-Variante so aussieht, dass die Impfungen – auch Booster – nicht zwangsläufig zu einhundert Prozent vor einer Infektion schützen», sagte Sportvorstand Kromer. «Wohl aber vor schweren Krankheitsverläufen, das ist sehr wichtig. Denn es ist unsere Hauptverantwortung, dass die Sportler gesund bleiben oder zumindest nicht schwer erkranken.»
DHB-Auswahl noch ohne Corona-Fall
Die DHB-Auswahl gehört zu den wenigen EM-Teilnehmern, die vor im der Endrunde keinen Corona-Fall in den eigenen Reihen verzeichneten. «Natürlich ist die Zahl der Corona-Infektionen im Handball schon beängstigend», sagte Golla. Ob Frankreichs Nikola Karabatic, Kroatiens Domagoj Duvnjak oder Dänemarks Jannick Green – die Corona-Welle machte auch vor den Stars der Branche nicht halt.
Als Folge der hohen Fallzahlen passte die EHF die EM-Regeln noch einmal an. Infizierte Spieler müssen nicht mehr zwei Wochen in Quarantäne, sondern können sich bereits nach fünf Tagen freitesten. «Wir denken von Tag zu Tag und sind darauf vorbereitet, dass es immer wieder neue Herausforderungen geben wird», sagte Hausleitner.
Kromer erwartet hingegen, dass es im Verlauf der Endrunde weniger Fälle geben wird als im Vorfeld – wenn überhaupt. «Wir hatten bisher nie grundlegende Probleme während der Turniere. Das Virus hat sich dort nie so verbreitet, wie es von einigen Pessimisten und vielleicht auch Realisten vorhergesagt worden ist. Auch wenn wir die Omikron-Variante zuvor nicht hatten bin ich zuversichtlich, dass dies auch dieses Mal so sein wird», betonte er.
Daran ändert auch nichts, dass in den fünf Austragungsorten Bratislava, Kosice, Debrecen, Szeged und Budapest jeweils Zuschauer zugelassen sind. In der Slowakei dürfen 25 Prozent der Hallenkapazität ausgelastet werden, in Ungarn gibt es gar keine Beschränkung. «Ich freue mich immer über Zuschauer. Handball ohne Stimmung in der Halle ist einfach nicht derselbe Sport», sagte Rückraumspieler Julius Kühn. «Es ist natürlich in der jetzigen Situation schwer zu verantworten. Aber solange ein gutes Hygienekonzept vorliegt und alles sicher abläuft, ist es okay.»