Deutsche Biathletinnen Staffel-Vierte – Sorgen um Preuß

Nach ihrem nächsten Aussetzer am Schießstand war Vanessa Hinz untröstlich und einfach nur ratlos.

«Das Schlimme ist, ich kann es mir nicht erklären. Ich habe auch kein psychisches Problem oder so. Ich fahre mit guten Gedanken an den Schießstand. Und dann stehe ich auf der Matte und weiß nicht mehr, was los ist», sagte die erfahrene Biathletin, die mit ihrer Strafrunde die deutsche Frauen-Staffel beim Weltcup-Heimspiel in Ruhpolding um den möglichen ersten Podestplatz des Olympia-Winters brachte.

Das Quartett mit Vanessa Voigt, Hinz, Franziska Hildebrand und Denise Herrmann musste sich drei Wochen vor den Spielen in Peking mit dem vierten Platz begnügen. Nach einer Strafrunde und insgesamt fünf Nachladern betrug der Rückstand auf Sieger Frankreich 1:26,6 Minuten. Platz zwei über 4×6 Kilometer sicherte sich Schweden vor Russland.

Disziplintrainer: «Es klappt im Training»

Deutlicher wurde Disziplintrainer Florian Steirer. Denn Hinz passierte es nicht zum ersten Mal in ihrer bisher schwachen Saison, dass sie vor allem beim Stehendschießen patzte. Im Sprint von Ruhpolding hatte sie es als 60. geradeso in den Verfolger am Sonntag geschafft. «Wir sind wieder an unseren eigenen Fehlern – auch wenn es nur bei einem Schießen war – gescheitert», sagte der Österreicher, der mit Blick auf Hinz «stinkig» war. «Das Beschissene ist, es klappt im Training. Ich hasse es immer, das zu sagen. Aber sie schießt im Training 80, 100 Schuss und macht einen Fehler», sagte Steirer», «und heute trift sie mit acht Schüssen fünf Scheiben nicht.»

«Es war ab dem ersten Schuss nur ein Kampf. Ich zittere, ich bekomme nicht eine Sekunde die Waffe ruhig», sagte Hinz und musste zugeben: «Ich bin froh, dass ich nicht fünf Fehler geschossen habe. Mir tut es brutal leid für die Staffel.»

Voigt und Hildebrand fehlerlos

Startläuferin Voigt attestierte Steirer ein «Bombenrennen». Damit dürfte sich die 24-Jährige ihren Platz in der Olympia-Staffel verdient haben. Voigt absolviert ihre erste komplette Saison im Weltcup und zeigt sich mit der Waffe enorm stark, so dass sie Schwächen im Laufen oft auffangen kann.

Die dreimalige Weltmeisterin Hinz fiel dann nach ihrer Extrarunde zwischenzeitlich bis auf Platz 16 zurück. Ohne Schießfehler brachte Hildebrand das Team aber wieder weiter nach vorne und darf auf eine Berücksichtigung für Peking hoffen. Noch hat die Ex-Weltmeisterin, die die letzten Jahren mehrheitlich im zweitklassigen IBU-Cup lief, zwar die Norm nicht erfüllt. Doch eine Nominierung wäre trotzdem möglich. Steirer sprach von einer sehr guten Leistung der 34-Jährigen aus Sachsen-Anhalt.

Die gut agierende Schlussläuferin Herrmann ging mit mehr als eineinhalb Minuten Rückstand als Neunte in die Loipe und riskierte am Schießstand alles. Trotz zwei Nachladern half ihr ein Kraftakt auf der Schlussrunde, dass nur 14,4 Sekunden zum Podestplatz fehlten.

Preuß weiter nicht im Training

Sorgen bereitet weiter der Gesundheitszustand von Franziska Preuß, die unter normalen Umständen als Schlussläuferin gesetzt gewesen wäre. Für Deutschlands beste Skijägerin sei derzeit noch nicht an Wettkämpfe zu denken, sagte Frauen-Bundestrainer Kristian Mehringer. Am Montag soll sie mit einem leichten Aufbautraining beginnen.

Preuß hatte sich im Dezember bei einem Treppensturz am Sprunggelenk verletzt und fing sich später auch noch eine Corona-Infektion ein. Die Gesamtweltcup-Dritte der Vorsaison fehlte bereits in Oberhof und Ruhpolding. Kommende Woche steht der letzte Weltcup vor Olympia im italienischen Antholz an. Dort in der körperlich anstrengenden Höhe von knapp 1500 Metern – ähnlich wie auf den Olympia-Strecken – wird Preuß nicht starten. Auch ihre Teilnahme an der letzten Vorbereitung vor Peking dort ist noch nicht sicher.

Von Sandra Degenhardt und Thomas Wolfer, dpa