Die Zahl der nominierten deutschen Olympia-Starter für die Winterspiele in Peking wird mit 148 Athleten nahezu identisch sein. Der Deutsche Olympische Sportbund macht aber kein Geheimnis daraus, dass das Team D eher nicht so stark auftrumpfen kann wie 2018.
«Sportlich wird es sehr schwierig, an die Erfolge von Pyeongchang heranzukommen», sagte Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig nach der zweiten Nominierung von weiteren 103 Sportlern und Sportlerinnen am Mittwoch. «Wir versuchen aber auch in Peking wieder zu den besten drei Nationen zu gehören.»
Die Winterspiele in Südkorea waren für Deutschland mit 31 Medaillen (14 Gold/10 Silber/7 Bronze) und Platz zwei hinter Norwegen (39) sowie vor Kanada (29) die erfolgreichsten seit der Wiedervereinigung. «Insgesamt blicken wir mit viel Spannung und Vorfreude auf die Winterspiele», sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert allen Bedenken zum Trotz gut zwei Wochen vor der Eröffnungsfeier am 4. Februar.
Corona macht Prognosen schwer
Genährt werden die Bedenken nicht nur dadurch, dass in einer Paradesportart wie Biathlon große Erfolge keine Selbstläufer mehr sind. Die Biathleten waren 2018 mit sieben Medaillen – von denen die zurückgetretene Laura Dahlmeier allein zwei goldene und eine bronzene gewann – stärkste Teilmannschaft. Nicht zu erwarten ist zudem, dass das Eishockeyteam, dessen 25 Spieler großer Kader erst später namentlich bekanntgemacht werden soll, erneut Olympia-Silber gewinnen wird. Auch die Corona-Pandemie mit wachsenden Omikron-Infektionen machen Prognosen unkalkulierbarer.
«Ich bin kein Freund davon, immer über ungelegte Eier zu diskutieren», sagte hingegen Biathlon-Bundestrainer Mark Kirchner zum Corona-Thema. «Wir dürfen nicht vergessen, dass wir eine andere Hauptaufgabe haben: Das ist nicht in erster Linie Corona, sondern wir wollen Wettkämpfe bestreiten und gute Leistungen bringen.»
Nicht alle Olympioniken können sich von der Furcht vor Corona befreien, wie zum Beispiel die Snowboarderin und Vizeweltmeisterin Ramona Hofmeister. «Klar freue ich mich wahnsinnig auf den Wettkampf, aber ich habe coronabedingt viele negative Gefühle außen rum», sagte die Medaillenanwärterin. Auch angesichts des strikt reglementierten Lebens in der olympischen Blase sei die «Vorfreude auf die Spiele» geringer als vor vier Jahren.
Viele Hoffnungsträger
Zum Olympia-Aufgebot gehören eine Reihe von Medaillengewinner und -hoffnungen für die Peking-Spiele wie die Bobpiloten Francesco Friedrich und Mariama Jamanka sowie die nordischen Kombinierer Eric Frenzel, Vinzenz Geiger und Johannes Rydzek. Außerdem qualifizierten sich erneut die Olympia-Zweiten im Skispringen Katharina Althaus, Karl Geiger und Stephan Leyhe. Offen ist, ob Andreas Wellinger mit nach China reisen kann. Der Olympiasieger hat Knieprobleme. Eine gute Chance, dabei zu sein, hat noch Springer-Kollege Severin Freund.
Zum Peking-Kader gehört auch die Olympia-Zweite und dreimalige Weltmeisterin Jacqueline Lölling. Sie hatte die Norm nicht erfüllt und war dennoch von ihrem Verband vorgeschlagen worden. Unerwartet ist ebenso die Nominierung von Biathlet David Zobel. Er hat die Basis dafür erst im letzten Rennen in Ruhpolding mit Platz zehn in der Verfolgung in Ruhpolding gelegt. Ex-Weltmeisterin Franziska Hildebrand konnte sich hingegen nicht qualifizieren.
Null-Toleranz-Politik
Mehr noch als bei den Sommerspielen in Tokio dürfte China mit seiner Null-Toleranz-Politik die Befolgung der Pandemie-Regeln besonders streng überwachen – und wenig Spielraum für olympische Ausgelassenheit geben. «Die Playbooks sind nicht nur ein Regelwerk – sie sollten jetzt zu einem Lebensstil werden», appellierte Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees.
Gesund nach Peking zu kommen, ist dabei momentan die größte Herausforderung für die Olympia-Athleten. «Soziale Distanz schaffen», lautet die Empfehlung von DOSB-Chefmediziner Bernd Wohlfahrt. Einfacher gesagt als getan: Am kommenden Wochenende stehen erneut zahlreiche Wintersport-Wettbewerbe auf dem Sportkalender.