Nagelsmann glaubt langfristig an «quicken» Neuer

Wenn es nach Julian Nagelsmann geht, wird Manuel Neuer noch einige Jahre der große Rückhalt im Tor des FC Bayern sein.

Zwar konnte der Münchner Trainer zwei Tage vor dem Spiel bei Hertha BSC nicht die Vertragsverlängerung des Fußball-Nationaltorhüters bis ins Jahr 2025 verkünden. Aber Nagelsmann traut seinem Kapitän zu, auch in den kommenden drei Jahren noch auf höchstem Niveau zu agieren und parieren.

«Manu ist für mich nach wie vor der beste Torwart, weil er sehr konstant jede Sparte des Torwartspiels abruft», sagte der 34-jährige Nagelsmann über seinen 35 Jahre alten Team-Oldie. «Manu ist ja immer noch sehr lebendig und sehr schnell, sehr quick auf den Beinen, auch in seinen Aktionen, wie er zu Boden geht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das abrupt mit 36 aufhört.»

«Sehr glücklich», dass Neuer wieder zurück ist

Nach seiner Quarantäne ist der Nationalmannschaftskapitän seit dem 4:0 gegen den 1. FC Köln zurück im Münchner Tor. «Ich weiß nicht, ob es da vertragliche Themen gibt, die gerade besprochen werden», sagte Nagelsmann. Er sei einfach nur «sehr glücklich», dass der herausragende Torwart wieder zurück zwischen den Posten sei. Bei Vertragsdetails sei er der falsche Ansprechpartner, sagte der Bayern-Trainer. «Ich zehre da auch nur von Infos aus dem Internet – und die sind meistens nicht immer 100 Prozent richtig.»

Fakt ist: Der FC Bayern möchte, dass Neuer seine Karriere beim deutschen Serienchampion beendet. Und das gerne später als 2023, wenn der aktuelle Vertrag des Weltmeister-Torhüters endet. Neuer werde die Qualität «sicher noch über ein paar Jahre halten», prognostizierte Nagelsmann. Im reifen Torwartalter will auch Neuer selbst bei körperlicher Fitness im Sommer 2023 nicht aufhören. Zumal ein Jahr später die Europameisterschaft in Deutschland stattfindet.

Lösung für Ü30-Fraktion finden

«Derzeit kann ich mir die Jahre 2024 und 2025 ohne dieses Trio nicht vorstellen», sagte Ehrenpräsident Uli Hoeneß jüngst mit Blick auf Neuer, Thomas Müller (32) und Weltfußballer Robert Lewandowski (33). Auch die Arbeitspapiere der Offensivstars laufen bis ins Jahr 2023.

Nach den Vertragsverlängerungen für die Zukunft mit Joshua Kimmich (26 Jahre/Vertrag bis 2025), dem im Berliner Olympiastadion weiter verletzt fehlenden Leon Goretzka (26/2026) und Kingsley Coman (25/2027) gab es Gespräche mit Serge Gnabry (26), Niklas Süle (26) und Corentin Tolisso (27). Am Saisonende könnten die beiden letzteren ablösefrei wechseln. Als Alternative ist der Schweizer Denis Zakaria von Borussia Mönchengladbach im Gespräch.

Darüber hinaus ist der Verein bestrebt, mit der Ü30-Fraktion eine Lösung zu finden. Bei den nach wie vor zu den besten ihres Fachs gehörenden Routiniers Neuer, Lewandowski und Müller dürfte der FC Bayern bereit sein, anders als in der Regel üblich, nicht nur für ein Jahr, sondern für zwei Spielzeiten zu verlängern.

Auswirkungen auf Nübel

Im Fall von Neuer hätte das Auswirkungen auf Alexander Nübel. Der 25-Jährige, der im Jahr 2020 vom FC Schalke kam und zum Nachfolger von Neuer aufgebaut werden sollte, ist aktuell bis zum 30. Juni 2023 an die AS Monaco ausgeliehen. Sein Vertrag in München ist bis 30. Juni 2025 datiert – das kolportierte Ende des möglichen neuen Neuer-Kontrakts.

«So lange Manu auf dem Niveau spielt, ist es für jeden auf der Welt schwer, an ihm vorbeizukommen. Das ist dann auch für Alex faktisch so», sagte Nagelsmann. Allerdings könne man diese Situation erst dann fundiert analysieren, wenn sie eingetreten sei. Sprich, wenn der 2011 vom FC Schalke nach München gewechselte Neuer, für Hoeneß mittlerweile «ein Urgestein des Vereins», seinen Vertrag wirklich verlängert hat.

Neuer, der in dieser Woche wiederholt aus Gründen der «Belastungssteuerung» nicht mit dem Team trainierte, wird auch am Sonntag (17.30 Uhr) bei Hertha BSC wieder im Tor erwartet. Neuer werde im Abschlusstraining am Samstag «ganz normal dabei sein», versicherte Nagelsmann. Das gelte auch für Tolisso, der in dieser Woche ebenfalls kürzer trat.

Von Christian Kunz, dpa