Die Präsidentin der Vereinigung Athleten Deutschland, Karla Borger, sieht die Vertretung der Sportlerinnen und Sportler im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) kritisch.
«Die Struktur stimmt nicht, die Kommission kann keine Entscheidungen beeinflussen. Sie hat nur beratende Funktion», sagte die 33-Jährige im Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». «Nach meiner Erfahrung wird sich niemand aus diesem Gremium kritisch äußern. Bei einigen wirkt es, als nutzten sie die Jahre in dieser Kommission für eine Karriere im IOC. Ich finde es traurig, das zu sehen.»
Zuletzt waren neue Vertreter in die IOC-Athletenkommission gewählt worden. Zur Wahl in China bei den Winterspielen hatten sich 16 Athletinnen und Athleten aus 16 Ländern gestellt. Deutsche waren nicht unter den Kandidaten. Nicht mehr dabei ist die frühere kanadische Eishockeyspielerin Hayley Wickenheiser, die zuletzt sehr IOC-kritisch aufgetreten war. In der Kommission vertreten bis zu 23 Sportlerinnen und Sportler die Interessen ihrer Kollegen.
Borger forderte mit Blick auf die Olympische Spiele ein Umdenken. Die Athletinnen und Athleten zerreiße es «innerlich: Wir wollen zu den Olympischen Spielen. Aber nicht zu solchen wie in Peking. So geht es nicht weiter», sagte die Beachvolleyballerin. Menschenrechtler hatten zuletzt ihre Kritik an China erneuert und Menschenrechtsverletzungen wie die Verfolgung der Minderheit der Uiguren und chinesische Zensur angeprangert.
«Es war krass, wie sehr das IOC sich der chinesischen Staatsführung angedient hat. Man hatte das befürchtet, aber es war erschreckend, je mehr dies eintrat», sagte Borger. «Die Berichterstattung in den westlichen Medien hat das Maß der Unterdrückung von Uiguren und von chinesischen Oppositionellen sehr deutlich gemacht. Dies waren nicht Olympische Spiele, wie wir Sportlerinnen und Sportler sie haben wollen.»