Sorgen: Hitzlsperger vor VfB-Abschied dennoch optimistisch

Wenn der VfB Stuttgart tatsächlich schon wieder absteigt, wird das auch mit dem Namen Thomas Hitzlsperger verbunden bleiben – selbst wenn er seinen Posten dann schon abgegeben hat.

Dennoch spricht der scheidende Vorstandschef unaufgeregt und zugleich noch voller Elan über die prekäre Situation des VfB. Trotz acht Spielen mit sechs Niederlagen und nur zwei Punkten soll beim schwäbischen Fußball-Bundesligisten keine Hektik aufkommen. Die typischen Reflexe der Branche etwa mit einem Trainer-Wechsel, wie so oft auch in der Vergangenheit des VfB, soll es nicht geben.

Hitzlsperger: «Klassenerhalt noch immer realistisch»

«Die Situation ist anstrengend, weil wir durch den 17. Tabellenplatz unter Druck sind», gab der 39-Jährige vor dem Duell bei der TSG 1899 Hoffenheim am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) im Interview der dpa zu: «Es wird anstrengend bleiben, machen wir uns nichts vor», sagte er: «Aber das Ziel Klassenerhalt ist ein realistisches Ziel.»

Hitzlsperger steht für die «Jetzt-erst-recht-Stimmung», die er seit dem späten Gegentor zum 1:1 gegen den VfL Bochum im Club spürt. Er wäre wohl in der falschen Position, würde er nicht Optimismus ausstrahlen. Dass er den Verein verlässt, hat mit den Abstiegssorgen nichts zu tun. Im September hatte Hitzlsperger seinen Abschied verkündet. Alexander Wehrle, noch Finanzchef des 1. FC Köln, werde «in der nächsten Länderspielpause, also Ende März, hier beginnen», bestätigte er: «Wie der Übergang aussieht, wird man sehen.»

Ein prägendes Gesicht des VfB wird gehen. 2019 war das Jahr, in dem Hitzlsperger einen steilen Aufstieg erst zum Sportvorstand und später in Personalunion auch zum Vorstandschef der ausgegliederten Fußballabteilung erlebte. Seitdem wirbt er für Kontinuität. Er stand für frische Sympathien, hat seinem Ruf aber mit dem beispiellosen Streit mit Präsident Claus Vogt und der Datenaffäre ramponiert. Auch 2019 war ein Krisenjahr des VfB, die Schwaben stiegen wie 2016 ab.

VfB Stuttgart von großen Clubs «abgehängt»

Dass der Verein wieder zittert, dürfe nicht überraschen, sagte Hitzlsperger. Denn vor der Saison sei nur darüber gesprochen worden, dass es allein um den Klassenerhalt gehe. «Mit jedem Abstieg sind wir finanziell weiter von den großen Clubs abgehängt worden. Parallel haben kleinere Clubs uns überholt. Weil sie schneller Entscheidungen treffen, weil sie nicht den Druck spüren, den wir haben», erklärte der einstige Mittelfeldspieler, selbst 2007 Meister mit dem VfB: «Jetzt können wir uns überprüfen, wie widerstandsfähig wir sind.»

Das Saison-Aus für Silas Katompa Mvumpa ist ein weiterer Rückschlag. Wie Sasa Kalajdzic hatte er in der Hinrunde schon monatelang gefehlt. Nach den jüngsten Wadenproblemen ist Kalajdzic‘ Startelf-Einsatz auch in Hoffenheim offen. «Sasa weiß, dass er unser Stürmer ist, der uns zum Klassenerhalt schießen wird», sagte Trainer Pellegrino Matarazzo am Donnerstag: «Aktuell hat er ein bisschen Probleme mit der Pumpe.»

Den Weg mit jungen Spielern und dem früheren Hoffenheimer Co-Trainer Matarazzo stellt Hitzlsperger nicht in Frage. «Es ist ein mutiger Weg, von dem wir überzeugt sind. Wir machen nicht kehrt, wenn es mal nicht so funktioniert», sagte er, meinte aber: «Wenn am Ende der Saison analysiert wird, muss diese Frage diskutiert werden, ob wir an der einen oder anderen Stelle Erfahrung gebraucht hätten.» Matarazzo sei auch im Abstiegsfall der «absolut» Richtige. Kritik, es gebe eine «One-Man-Show» des Sportdirektors Sven Mislintat wehrte er ab.

Hitzlsperger vor Abschied

Wie die Zukunft von Hitzlsperger aussieht, ist offen. «Sie wird etwas mit Fußball zu tun haben», stellte er klar: «Ich weiß noch nicht genau, in welcher Funktion und mit welcher Kapazität. Ob das sofort ist oder mit einem gewissen zeitlichen Abstand, das wird sich zeigen.» Sein Wunsch zum Abschied, dass der VfB fortan jedes Spiel gewinne, wird sich kaum realisieren lassen. «Wenn ich zurückschauen und sagen kann, ich habe eine Veränderung mit angeschoben, die den VfB zum Erfolg geführt hat, dann würde mich das mit Stolz erfüllen», sagte er. Steigt der VfB ab, wäre es auch für ihn eine Niederlage.

Von Kristina Puck, dpa