Formel 1 fährt nicht in Russland – Haas prüft Optionen

Die Formel 1 verzichtet in diesem Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine auf den Grand Prix in Russland.

Mick Schumachers aus Russland mitfinanziertes Haas-Team könnte sich sogar von seinem russischen Hauptsponsor Uralkali abwenden und auch die Zusammenarbeit mit dem zweiten Fahrer Nikita Masepin beenden. «Wir müssen all die rechtlichen Fragen klären, über die ich erst nächste Woche sprechen kann», sagte Haas-Teamchef Günther Steiner am Rande der Testfahrten in Barcelona. Allgemein steht für ihn fest: «Es muss eine Lösung gefunden werden.»

«Unmöglich» den Großen Preis von Russland zu fahren

Die Formel 1 hat für sich schon eine gefunden. Die Königsklasse des Motorsports wird den eigentlich für den 25. September angesetzten Grand Prix in Sotschi nicht fahren. Es «ist unmöglich», den Großen Preis von Russland «unter den derzeitigen Umständen» auszutragen, hieß es in einer Mitteilung.

Die Entscheidung wurde nach einem Treffen am Donnerstagabend von Formel 1, Motorsport-Weltverband Fia und den Teams getroffen. In den Prozess seien alle relevanten Interessengruppen einbezogen gewesen. «Wir beobachten die Entwicklungen in der Ukraine mit Trauer und Bestürzung und hoffen auf eine rasche und friedliche Lösung der derzeitigen Situation», hieß es weiter.

Die Königsklasse des Motorsports hatte zuletzt 2011 aus politischen Gründen auf ein Rennen verzichtet. In Bahrain wurde damals nach politischen Unruhen nicht gefahren, nachdem dort auch Menschen ums Leben gekommen waren.

Sponsoren-Logo von Haas-Autos entfernt

Sotschi-Veranstalter Rosgonki schrieb indes mit einem überraschenden Wortlaut an die Ticketkäufer: «Die gekauften Eintrittskarten werden nicht storniert – es besteht keine Notwendigkeit, eine Rückerstattung zu beantragen, da es immer noch möglich ist, dass die Runde stattfindet und wie geplant abgehalten wird.»

Haas hat ein erstes Zeichen längst gesetzt. Das Sponsoren-Logo des russischen Bergbauunternehmens Uralkali wurde für den dritten und letzten Tag der Testfahrten entfernt. «Als Team haben wir in diesem Moment die richtige Entscheidung getroffen, auch um ein Zeichen an alle zu senden», erläuterte Steiner und verwies auf die Gespräche mit den anderen Team-Partnern.

Haas prüft juristische Exit-Strategien. Kann es vor dem Hintergrund der russischen Invasion in der Ukraine eine Zukunft mit Geldgeber Uralkali geben, wo Nikita Masepins Vater Dmitri Mehrheitseigentümer ist? Und wie steht es um die Zukunft des 22-Jährigen als Schumachers Stallrivale? «Hoffentlich kann er den Kopf oben behalten», meinte Steiner über seinen zweiten Piloten.

Haas-Team in einem besonderen Spannungsfeld

Nikita Masepin sprach in den Sozialen Medien von einer schwierigen Zeit «und ich habe keine Kontrolle über vieles, das gesagt und getan wird. Ich konzentriere mich auf das, was ich kontrollieren kann». Das seien harte Arbeit und das Formel-1-Team Haas.

Haas steht in einem besonderen Spannungsfeld – auch weil es ein US-Team ist. Eigentümer Gene Haas steht Steiner zufolge hinter der Entscheidung, den Uralkali-Schriftzug vom Auto zu nehmen. Druck von der US-Regierung, die Zusammenarbeit mit Uralkali oder Dmitri Masepin zu beenden, habe es nicht gegeben. «Wir waren mit der Regierung gar nicht in Kontakt», erklärte Steiner.

Und was macht die Formel 1 mit der Leerstelle im ursprünglich auf 23 Grand Prix ausgedehnten Rennkalender? Erprobte Ersatzkandidaten wie Istanbul werden genannt. Auch Deutschland ist ein erfahrener Standort für die Formel 1. Am Hockenheimring zum Beispiel hält man die Entscheidung, nicht in Russland zu fahren, für absolut richtig. Wie sich der Rennkalender weiter entwickle, werde die Zeit zeigen.

Von Martin Moravec und Jens Marx, dpa