Union kann’s auch ohne Kruse: Sieg gegen Mainz

Bo Svensson brauchte erstmal einen Mülleimer. Sein Kaugummi musste der Trainer des 1. FSV Mainz 05 noch entsorgen. Zielsicher landete es in einer roten Tonne im Presseraum.

Klar und deutlich gestand der Däne dann ein: «Berlin hat verdient gewonnen». Sein Union-Kollege Urs Fischer nickte dabei zustimmend.

Ihren Max-Kruse-Komplex haben die Eisernen abgeschüttelt. Nach drei Niederlagen ohne eigenen Torerfolg schaffte der 1. FC Union mit dem 3:1 (1:0) gegen Mainz den ersten Erfolg seit dem geräuschvollen Abgang seines prominenten Angreifers. Das konnten Svenssons auswärts weiter chronisch schlechte Mainzer nicht verhindern. «Ich habe auch gute Sachen gesehen, das nehmen wir mit», meinte der etwas mürrische Mainzer Coach.

Mainz verliert Kohr und 1:3

Gesehen hatte er aber auch die Tore von Genki Haraguchi (7. Minute), Sheraldo Becker (56.) und Taiwo Awonyi (75.) für Union vor 10.000 Zuschauern. Für Mainz traf nur Delano Burgzorg in der 90. Minute. Bei den Mainzern wurde Dominik Kohr (60.) wie schon im Hinspiel mit der Gelb-Roten-Karte vom Platz gestellt.

«Es ging heute vor allem um die Haltung, dass wir diese Situation so annehmen, wie sie ist, und das hat die Mannschaft toll gemacht», lautete Fischers Fazit nach den jüngsten Enttäuschungen. Sein Team überholte die erstmals seit drei Spielen wieder besiegten Mainzer in der Tabelle der Fußball-Bundesliga und meldete sich als Siebter im Rennen um einen Europapokalplatz eindrucksvoll zurück.

Am Dienstag steht das Pokalviertelfinale gegen den FC St. Pauli an, bevor es am kommenden Samstag zum Wiedersehen mit Kruse beim VfL Wolfsburg kommt. «In erster Linie freue ich mich über den wichtigen Sieg, ab morgen werden wir die Aufgabe Pauli angehen», sagte Fischer.

«Give peace a chance» von John Lennon und Yoko Ono erklang im musikalischen Vorprogramm im Stadion an der Alten Försterei. Auf der Anzeigetafel prangte während der Schweigeminute für die Opfer in der Ukraine eine Friedenstaube. Auf ihrem üblichen Mega-Transparent an der Gegengerade verzichteten die Union-Fans aber auf eine Anti-Kriegsbotschaft. «Unser Vertrauen gilt denen, die da sind!», stand dort stattdessen in dicken Lettern als klare Aufforderung, die Kruse-Ära endlich abzustreifen.

Haraguchi trifft erstmals für Union

Haraguchi gehörte zu dem Quintett, das Fischer neu in die Startelf beorderte. Und der Japaner lieferte früh mit seinem ersten Liga-Tor für die Eisernen. 283 Minuten ohne Treffer waren für Union vorbei, da ließen sich auch noch die gut zwei Minuten aushalten, die Schiedsrichter Bastian Dankert am Videoschirm benötigte, um eine Abseitsstellung von Grischa Prömel auszuschließen. Die Mainzer konnten die Entscheidung nur schwer akzeptieren. Svensson meckerte und wurde nur wenige Wochen nach seiner Gelb-Sperre erneut verwarnt. Dem Referee fehle Fingerspitzengefühl, monierte er später.

Die Führung passte ins Union-Konzept. Mainz durfte kommen, die Berliner setzten auf Umschaltmomente. Fischer mochte sein Team in der Pause daran erinnert haben, dass man auch spielerisch durchaus mehr kann. Union kam nun auch offensiv druckvoll aus der Kabine. Becker zirkelte den Ball kunst- wie kraftvoll aus gut 20 Metern ins Tor.

Mainz musste kurz darauf dezimiert weiter spielen, da Kohr, innerhalb weniger Minuten zweimal verwarnt, vom Platz musste. In Überzahl legte der eingewechselte Topstürmer Awoniyi mit seinem ersten Union-Tor 2022 nach, Burgzorgs Tor in der Schlussminute hatte keine Relevanz.

Von Arne Richter, dpa