Späte Freiburger Jokertore tun Hertha im Abstiegskampf weh

Als Torschütze Kevin Schade und seine Mitspieler von den Fans des SC Freiburg mit Sprechchören gefeiert wurden, waren die Profis von Hertha BSC schon längst in der Kabine verschwunden.

Einmal mehr schlichen die Berliner nach einem Spiel der Fußball-Bundesliga enttäuscht vom Rasen, obwohl sie zuvor einen großen Aufwand betrieben hatten. Und als wäre das 0:3 (0:1) beim neuen Tabellenvierten nicht schon schlimm genug gewesen, sparte ein Großteil der 21.000 Zuschauer nicht mit Spott und Häme. «Zweite Liga – Hertha ist dabei», hallte es von den Rängen.

Als Tabellen-15. und mit nur einem Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz schwebt das Team von Tayfun Korkut in Abstiegsgefahr. «Wir müssen schleunigst punkten», sagte der Hertha-Trainer. «Aber das Ergebnis spiegelt auch nicht den Spielverlauf wieder.» Obwohl die Hertha engagiert auftrat, vergrößerten der von Vincenzo Grifo verwandelte Foulelfmeter (12.) und die späten Tore von Kevin Schade (83.) und Lucas Höler (86.) die Sorgen des Clubs aus der Hauptstadt.

Korkut: Marcel Lotka «war ein Lichtblick»

Zwar konnten sich nach dem Corona-Ausbruch in der vergangenen Woche einige Profis zurückmelden. Sinnbildlich für die Misere stand aber die Frage, wer im Breisgau das Tor hüten würde. Stammkeeper Alexander Schwolow fiel mit Corona aus. Da sich Rune Jarstein und Oliver Christensen noch im Aufbautraining befinden und Nils Körber gesundheitlich angeschlagen war, setzte Korkut auf den 20 Jahre jungen Schlussmann Marcel Lotka. «Er war ein Lichtblick», sagte der Coach.

Nach einer Schweigeminute wegen Russlands Angriff auf die Ukraine rechtfertigte Lotka prompt seine Nominierung. Bei seiner ersten Bewährungsprobe, einem Freistoß von Grifo, blieb der nominell fünfte Torwart dank einer Flugparade noch der Sieger (6.). Über Langeweile konnte sich die Hertha-Defensive auch nach der ersten Annäherung des SC nicht beklagen. Nach einem Vorstoß von Roland Sallai wusste sich Linus Gechter nur noch mit einer Grätsche zu helfen. Den fälligen Strafstoß verwandelte Grifo. Zwölf Minuten hatte es bis zum ersten Gegentor in der noch jungen Bundesliga-Laufbahn von Lotka gedauert.

SC selbstbewusst vor DFB-Pokal-Viertelfinale

Mit dem frühen Gegentreffer nahm die Verunsicherung bei den Gästen, die zuvor mit 1:6 gegen RB Leipzig verloren hatten, weiter zu. Sallai wurde bei einem Abschluss vom eigenen Mann behindert (20.) und Grifo scheiterte aus spitzem Winkel am Pfosten (26.). Korkut reagierte und stellte auf zwei Spitzen um. Das sorgte zwar für mehr Entlastung, aber eben nicht für etwas Zählbares.

Nach dem Seitenwechsel fehlten beiden Mannschaften das Tempo nach vorn und die Genauigkeit im Passspiel. Die Hertha hatte nun aber mehr Ballbesitz und übte dadurch auch mehr Druck aus. SC-Trainer Streich versuchte, seine Mannschaft wachzurütteln und bewies mit einem Doppelwechsel ein glückliches Händchen. «Wir wollten mit den Einwechslungen Energie ins Spiel bringen. Berlin war drauf und dran, den Ausgleich zu erzielen und die Tore haben der Hertha wehgetan», sagte Streich nach dem späten Doppelschlag der Joker Schade und Höler.

Dank des elften Saisonsiegs kann der SC das Viertelfinale im DFB-Pokal beim VfL Bochum selbstbewusst angehen. «Wir haben große Ziele, weil wir im Pokal sonst immer früh ausscheiden», sagte Streich vor dem Duell am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky, ARD).

Von Maximilian Wendl, dpa