Das deutsche Wintersport-Zeugnis

Ob Bob-Dominator Francesco Friedrich oder die Rodel- und Skeleton-Asse: Im Eiskanal von Peking räumten die deutschen Kufenspezialisten alles ab.

Auch die Langläuferinnen Katharina Hennig und Victoria Carl jubeln über Olympia-Gold wie Biathletin Denise Herrmann und Kombinierer Vinzenz Geiger. Aber nicht alle Wünsche gehen in Erfüllung. Die Deutsche Presse-Agentur zieht ein Fazit des Winters.

Biathlon:

Herausragend waren der Olympia-Einzelsieg von Denise Herrmann und Staffel-Bronze der Damen. Die Männer blieben zum zweiten Mal nach 2010 ohne Medaille. Im Weltcup gab es für das Team insgesamt vier Siege (1 Damen, 3 Herren), wobei vor allem der sensationelle Erfolg von Erik Lesser in seinem vorletzten Karriererennen in Erinnerung bleiben wird. Insgesamt 17 Podestplätze. Note: 3-

Bob:

Mit Weltcup-Dominator Francesco Friedrich setzte sich in Peking der Favorit mit Doppel-Gold durch. Im Zweierbob krönten die Männer die Saison mit einem historischen Dreifacherfolg. Nach vier Weltcupsiegen belohnte sich Laura Nolte mit Olympia-Gold. Mariama Jamanka holte Silber, wie zuvor gleich dreimal im Weltcup. Sieglos blieben die deutschen Frauen nur im Monobob – im Weltcup und bei Olympia. Lediglich in der EM holte Jamanka den Titel. Note: 1

Eiskunstlauf:

Die deutschen Kufenkünstler haben den Anschluss zur Weltspitze verloren. Bei Olympia gab es serienweise Enttäuschungen, bei der EM sorgten die Paarläufer Minerva Hase/Nolan Seegert als Achte für das beste Ergebnis. Auch bei der WM in Montpellier sind die deutschen Aussichten trübe. Dass 2018-Olympiasiegerin Aljona Savchenko künftig für die Niederländer und nicht für den deutschen Verband arbeitet, ist eine weitere Niederlage. Note: 5

Eisschnelllauf:

Keine Podestplatzierung im Weltcup, weder bei EM und WM noch bei Olympia eine Medaille – die Eisschnellläufer laufen weiter der Konkurrenz und den Erfolgen früherer Jahre hinterher. Claudia Pechstein, inzwischen 50 Jahre alt, hat noch nicht entschieden, ob sie noch eine weitere Saison dranhängt. Neben der Rekord-Olympia-Starterin qualifizierten sich nur Michelle Uhrig, Felix Rijhnen und Patrick Beckert fürs Weltcup-Finale. Note: 5

Langlauf:

Im Weltcup machten die deutschen Langläuferinnen und Langläufer an einzelnen Wochenenden auf sich aufmerksam, bei den Winterspielen sorgten die Frauen für sensationelle Erfolge. Die 4 x 5 Kilometer-Staffel holte Silber, Katharina Hennig und Victoria Carl gewannen im Teamsprint sogar Gold. Damit war überhaupt nicht zu rechnen. Note: 2

Nordische Kombination:

Im Gesamtweltcup konnten die Deutschen nicht mit dem Top-Duo Jarl Magnus Riiber aus Norwegen und Johannes Lamparter aus Österreich mithalten. Bei den Winterspielen triumphierte Vinzenz Geiger mit Gold im Normalschanzen-Wettkampf, für die Staffel gab es Silber. Bei den Frauen, die bei Olympia noch nicht dabei waren, zählten die Deutschen nicht zur absoluten Weltspitze. Note: 2-

Rodeln:

Das Team von Bundestrainer Norbert Loch ist das Maß aller Dinge. Die deutschen Rodler räumten zunächst im Gesamt-Weltcup in allen vier Disziplinen den Sieg ab. Dann folgte der Gold-Rausch bei den Winterspielen mit vier Olympiasiegen, dazu noch zweimal Silber. Natalie Geisenberger ist nun Deutschlands erfolgreichste Winter-Olympionikin. Note: 1+

Shorttrack:

Die WM im kanadischen Montreal steht noch an. Wegen des Krieges in der Ukraine und der Corona-Pandemie wurde das Championat auf den 8. bis 10. April verlegt. In den Weltcup-Wertungen erreichte allein Anna Seidel als 19. über 1500 Meter die Top 20. Die Dresdnerin war auch einzige Starterin bei den Winterspielen in Peking, wo sie im Viertelfinale wegen Behinderung einer Konkurrentin bestraft wurde und nicht in die Wertung kam. (Zwischen-)Note: 6

Skeleton:

Im Weltcup fuhr Weltmeister Christopher Grotheer sechsmal aufs Podest, Axel Jungk viermal. In Peking sorgte Grotheer mit dem ersten Olympia-Gold für Deutschland für ein historisches Kapitel. Jungk holte Silber. Die Frauen um Weltmeisterin Tina Hermann, die zweimal in Altenberg gewann, schwankten mit ihren Leistungen. Doch in Peking schlug die Stunde von Debütantin Hannah Neise. Die 21-Jährige raste zum ersten Olympiasieg bei den Frauen. Note 1

Skispringen:

Überall vorne dabei, aber kein ganz großer Titel. Die deutschen Skispringer haben im Olympia-Winter ordentliche Leistungen gezeigt. Karl Geiger im Einzel und das Team holten Bronze in Peking, auch bei der Skiflug-WM gab es Silber im Team. Auf den ersten Vierschanzentournee-Sieger seit Sven Hannawald 2002 muss Deutschland weiter warten. Bei den Frauen glänzte Katharina Althaus. Note: 2-

Ski alpin:

Die Slalom-Spezialisten Lena Dürr und Linus Straßer sind in der Weltspitze angekommen und haben die jeweils erfolgreichste Saison ihrer Karriere gefahren. Die deutsche Speed-Riege hingegen blieb hinter den Erwartungen – vor allem bei den Herren. Bei den Winterspielen in China polierte der zweite Platz im Teamevent die in Summe doch recht enttäuschende Bilanz auf. Note: 3-

Ski Freestyle:

Daniela Maier überraschte bei Olympia mit Bronze. Nach dem Einspruch der viertplatzierten Schweizerin Fanny Smith ist aber noch nicht geklärt, ob sie ihre Medaille behalten darf. Im Weltcup reichte es für Maier und die übrigen deutschen Skicrosser selten für die ganz vorderen Plätze. Im Park, in der Pipe oder im Kunstspringen bewegen sich die Deutschen vorwiegend außerhalb der Top Ten. Note: 5

Snowboard:

Ramona Hofmeister gewann zum dritten Mal nacheinander den alpinen Gesamtweltcup, Stefan Baumeister wurde Zweiter. Martin Nörl bejubelte als erster Deutscher den Gewinn der Großen Kristallkugel im Snowboardcross. Ausgerechnet bei Olympia enttäuschten die erfolgsverwöhnten deutschen Snowboarder aber – mit Ausnahme der jungen Freestylerin Annika Morgan. Note: 2-

Von den dpa-Korrespondenten