Infantino: Katar ist «kein Paradies»

FIFA-Präsident Gianni Infantino hat vor der WM-Gruppenauslosung in Doha trotz der Missstände bei den Arbeitsbedingungen in Katar auf die Fortschritte verwiesen.

«Natürlich ist es kein Paradies. Natürlich ist es nicht perfekt. Natürlich gibt es noch viel zu tun, aber da müssen wir dranbleiben. (…) Wir müssen Veränderungen fördern», sagte Infantino und fügte hinzu: «Das Vermächtnis in Bezug auf Menschenrechte und Arbeitnehmerrechte ist und wurde bereits vor der Weltmeisterschaft erreicht. Es ist wichtig, dass es hier bleibt und bleiben wird. Es wird bleiben, weil es gesetzlich verankert ist.»

Das Emirat steht seit Jahren in der Kritik. Berichte über Tausende tote Arbeiter sorgen immer wieder für laute Kritik – insbesondere aus Europa. Die Regierung des Emirats verweist auf etliche Reformen zur Verbesserung der Menschenrechtslage und der Bedingungen für ausländische Arbeiter. So baute Katar das Kafala-System ab. Dieses auch in anderen Ländern der Region verbreitete System bindet ausländische Arbeiter fest an einen einheimischen Bürgen wie einen Arbeitgeber. Verstöße gegen die neuen Gesetze würden rigoros verfolgt.

Amnesty International sieht aber weiterhin gravierende Mängel im WM-Gastgeberland Katar. Trotz staatlicher Reformen seien Arbeitsmigranten im Jahr 2021 «weiterhin von Ausbeutung betroffen» gewesen und hätten «Schwierigkeiten, ihren Arbeitsplatz frei zu wechseln» gehabt, heißt es im Jahresbericht 2021/22 der Menschenrechtsorganisation.

Vor der Endrunde der Fußball-WM in diesem Jahr (21. November bis 18. Dezember) «schränkten die Behörden das Recht auf Meinungsfreiheit noch stärker ein». Frauen sowie lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (LGBTI+) seien zudem «sowohl durch Gesetze als auch im täglichen Leben weiterhin diskriminiert» worden. Infantino sieht dies anders: «Jeder wird sehen, dass jeder hier in Katar willkommen ist, auch wenn wir über LGBTQ+ sprechen», sagte Infantino.