Sommertheater droht nach Krefelds Abstieg: Pinguine klagen

Der Deutschen Eishockey Liga droht mal wieder ein Sommertheater. Der sportliche Abstieg des DEL-Gründungsmitgliedes Krefeld Pinguine bekommt ein juristisches Nachspiel.

Dass der zweimalige Meister nach 31 Jahren Erstklassigkeit tatsächlich als Tabellenletzter in die DEL 2 soll, will der seit Jahren finanziell und sportlich angeschlagene KEV nicht akzeptieren. Geschäftsführer Sergej Saweljew bekräftigte, dass der Club das DEL-Schiedsgericht anrufen wird. «Wir haben Anwälte, die daran arbeiten. Wir brauchen richtig starke Argumente», sagte Saweljew bei einer Pressekonferenz.

Erster sportlicher Absteiger seit 16 Jahren

Nach der 1:6-Klatsche am Vorabend bei den Adler Mannheim und dem sportlich besiegelten Abstieg hatte Saweljew «Wettbewerbsverzerrung» in Folge der Corona-Pandemie als Grund für die sportjuristischen Schritte genannt. «Das ist der unsportlichste Abstieg in der Geschichte der DEL», hatte der selbstbewusste 25 Jahre alte Russe geschimpft.

Viele Absteiger aus der DEL hat es seit deren Gründung 1994 nicht gegeben. Nach amerikanischem Vorbild ist der Bundesliga-Nachfolger fast die gesamte Zeit ein geschlossenes System, so lange sich nicht gerade ein Club aus finanziellen Gründen zurückzog oder in die Insolvenz musste – dies verhinderten die Pinguine selbst erst vor zwei Jahren mit Mühe und Not. Der zuvor letzte sportliche Absteiger waren die Kassel Huskies, doch das ist schon 16 Jahre her.

Dass es ausgerechnet in dieser Spielzeit, in der etliche Begegnungen coronabedingt ausfielen und nur teilweise nachgeholt werden konnten, erstmal wieder einen Absteiger geben soll, können die Krefelder so gar nicht verstehen. «In dieser Saison hätte es nie einen Absteiger geben dürfen», befand Krefelds Co-Trainer Boris Blank am Mittwoch bei MagentaSport. «Diese Saison war, was Corona betrifft, schlimmer als letzte Saison.» Schon da hätte die Wiedereinführung des Abstiegs gelten sollen, wurde aber wieder gekippt – coronabedingt.

Als schlechter Verlierer will Krefeld freilich nicht dastehen. Sie verweisen darauf, dass sie am Ende alle 56 Vorrundenpartien gespielt haben werden und dabei Nachholspiele zu ungünstigen Zeitpunkten mit einem ganz kleinen Kader bestritten – andere Teams aber nicht. Nur 24 Stunden vor dem schweren Nachholspiel beim Titelanwärter Mannheim hatten sich die Pinguine in einem weiteren Nachholspiel zu einem 3:2 nach Verlängerung gegen den Konkurrenten Schwenningen gemüht. «Heute waren wir einfach müde, da ging nichts mehr», sagte Blank.

«Konnten wir nicht kompensieren»

Die Konkurrenten Schwenningen (55 Partien) und Iserlohn (54) machen bis zum Ende der Hauptrunde am Sonntag weniger Spiele und wurden in heiklen Phasen von ihren Gesundheitsämtern in Quarantäne geschickt. «Wir hatten acht bis zehn Spieler krank oder verletzt. Die Spieler mussten, als sie wieder gesund waren, drei oder vier Spiele in der Woche machen. Das konnten wir nicht kompensieren», befand Blank.

Ob der angestrebte Gang vor das DEL-Schiedsgericht Erfolg haben wird, ist ungewiss. «Ich bin kein Anwalt. Ich kann nicht sagen, welche Chancen wir haben», gab Sawaljew zu. Aber auch nach Ansicht der Spielergewerkschaft SVE sind die Argumente des Tabellenletzten nicht von der Hand zu weisen. «Man muss sich schonmal anschauen, welches Team wie viele Spiele bestritten hat und zu welchem Zeitpunkt etwa diese Spiele stattgefunden haben oder nachgeholt wurden», sagte SVE-Geschäftsführer Christopher Röder der Deutschen Presse-Agentur.

Dennoch: Die Planungen für die 2. Liga hatten längst begonnen. Saweljew sieht die Pinguine unabhängig vom Spruch des Schiedsgerichtes gerüstet für die kommende Saison. «Was immer passiert, wir werden vorbereitet sein», verkündete er.

Krefelder Probleme teilweise auch hausgemacht

Gleichwohl sind viele Probleme der Krefelder auch hausgemacht. Seit Jahren krebst der Meister von 1952 und 2003 am Tabellenende rum. Im vergangenen Jahr hatte der damalige Coach Clark Donatelli getönt, in dieser Saison um die Meisterschaft mitspielen zu können. Der längst beurlaubte US-Amerikaner erhielt angesichts der bescheidenen Möglichkeiten Krefelds in der Branche dafür nur ein müdes Lächeln.

Genauso wie Saweljew für seine hektische Kader-Zusammenstellung mit enormer Spieler-Fluktuation. Dass das Team einfach zu schlecht war, bekannten zumindest einige Profis auch. «Das war absolut peinlich von uns und hat die ganze Saison ein bisschen widergespiegelt», sagte Verteidiger Dominik Tiffels und entschuldigte sich bei «den Fans und der Stadt»: «Als Spieler will man bei so etwas nicht dabei sein.»

Von Carsten Lappe und Martin Kloth, dpa