DFB-Chef: «Seriös und gut» in Katar-Frage positionieren

Der neue DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat eine weitere Positionierung des Deutschen Fußball-Bundes zur Menschenrechtsfrage in Katar angekündigt.

«Ich habe schon vor meiner Wahl gesagt, dass ich die Vergabe kritisch sehe unter Menschenrechtsgesichtspunkten, unter Aspekten der Nachhaltigkeit», sagte Neuendorf (60) in einem Interview des ZDF-«Sportstudios» in Doha. Jetzt gehe es darum, «hier auch Gespräche zu führen mit Menschenrechtsorganisationen, auch mit der Botschaft und anderen Vertretern, die relevant sind in diesen Dingen».

Die Gespräche in Katar, wo am Donnerstag der FIFA-Kongress und am Freitag die Gruppenauslosung für die WM 2022 stattfanden, seien «mein erster Schritt», sagte Neuendorf. «Dass ich eine Fülle von Informationen sammle, dann wird man sicherlich auch zu einem Ergebnis kommen.» Dann könne sich der Verband «seriös und gut positionieren». Neuendorf hatte bereits zu Beginn seines Aufenthalts in Katars betont, sich selbst einen Eindruck machen zu wollen.

Bierhoff will Gespräche führen

DFB-Direktor Oliver Bierhoff sagte nach der Auslosung, auch die Nationalmannschaft werde weitere Gespräche führen. Die DFB-Auswahl hatte in der vergangenen Woche im Teamquartier bei Frankfurt/Main Besuch von Menschenrechtsorganisationen, um sich über die Lage in Katar zu informieren. Im Sommer seien Diskussionsrunden geplant, sagte Bierhoff. «Nicht nur mit Menschenrechtsorganisationen, sondern mit Menschen aus unterschiedlichen Bereichen, auch mit Menschen, die hier gearbeitet haben, um ganz authentische Berichte zu haben und ein Bild davon zu bekommen, wie dieses Land funktioniert.»

Der WM-Gastgeber steht praktisch seit der Vergabe Ende 2010 wegen der Menschenrechtslage und der Bedingungen für ausländische Arbeiter in der Kritik. Im Mittelpunkt stand und steht das in Katar offiziell abgeschaffte sogenannte Kafala-System, das Arbeitnehmern aus dem Ausland praktisch alle Rechte nimmt. Die Regierung verweist immer wieder auf zahlreiche Reformen – insbesondere bei den Arbeitnehmerrechten. Verstöße gegen die neuen Gesetze würden rigoros verfolgt, heißt es aus dem Emirat.