Kader für WM riesige Herausforderung – Arbeit für Söderholm

Vor dieser für ihn speziellen WM in seiner Heimat Finnland hat Eishockey-Bundestrainer Toni Söderholm noch erhebliche Sorgen. Das Kaderpuzzle für das am Freitag beginnende Turnier blieb bis zuletzt äußerst kompliziert.

Selbst mit der kurzfristigen Verstärkung mit den Nationalspielern vom Meister Berlin und Vizechampion München dürften nicht alle Schwachstellen im Aufgebot verschwinden. Am Dienstag steigt der WM-Halbfinalist von 2021 und Olympia-Zehnte von Peking trotz des Siegs gegen Österreich im letzten WM-Test mit Zweifeln in den Charterflieger nach Helsinki.

Söderholm kritisiert Leistung im Test

WM-Form zeigte die deutsche Auswahl beim 3:1 am Sonntag nicht. Wie sich die Mannschaft in Schwenningen zu einem spät erarbeiteten Sieg gegen den Außenseiter quälte, kritisierte auch Söderholm. «Vielleicht hat man sich ein bisschen aufgespart für das Kommende», sagte er.

Noch vor dem Einkleidungstermin am Montagvormittag stürzte sich der 44-Jährige wieder in die Arbeit. Bis zuletzt fahndete der Coach nach stärkeren Alternativen für sein WM-Personal, das die erste Herausforderung am Freitag (19.20 Uhr/Sport1) gegen Titelverteidiger Kanada annehmen kann. Dass die Berliner und Münchner erst zur Abreise am Dienstag dazustoßen, bringt die nächste Herausforderung mit sich. In wenigen Trainingseinheiten und im Falle der Berliner nach einer ausgelassenen Meisterparty müssen sie integriert werden.

«Egal, wer da kommt, kommt mit viel Rückenwind. Ich glaube, das kann dem Team auch noch mal einen richtig guten Push geben», sagte NHL-Verteidiger Moritz Seider hoffnungsvoll. Der 21-Jährige von den Detroit Red Wings ist neben Ottawa-Stürmer Tim Stützle und Weltklasse-Torhüter Philipp Grubauer von den Seattle Kraken einer von drei NHL-Profis im Aufgebot – und der herausragende Verteidiger.

DEB-Team mit Defensivsorgen

Die Besetzung der Defensive weckte bis zuletzt wenig Hoffnung, dass in Finnland eine Wiedergutmachung für das enttäuschende Aus schon vor dem Viertelfinale bei Olympia gelingen kann. In den DEL-Verteidigern Marco Nowak und Marcel Brandt sagten zwei wichtige Stützen aus unterschiedlichen Gründen ab. Aber auch in der Offensive trat in Schwenningen fünf Tage vor dem WM-Start eine Formation an, mit der das Minimalziel Viertelfinale selbst in einer auf dem Papier schwächeren Vorrundengruppe keine Selbstverständlichkeit sein dürfte.

Nach dem mühsamen Auftritt gegen WM-Nachrücker Österreich listete Söderholm diverse Probleme auf: mangelnde Effizienz, Puckverluste, inkonsequentes Zweikampfverhalten. «Es sind eigentlich die für uns wichtigen Sachen, da müssen wir uns steigern», sagte der Finne.

Dass Spieler in einer Olympia-Saison auf eine WM verzichten, ist nicht unüblich. Die Folgen der Corona-Pandemie raubten zusätzlich Energie, andere Spieler sind verletzt. Die früheren NHL-Profis Tom Kühnhackl und Tobias Rieder fehlen ebenso wie die etablierten Nationalstürmer Lean Bergmann, Markus Eisenschmid und David Wolf – nach teilweise auch sehr enttäuschenden Monaten zuletzt.

Bundestrainer hofft auf weiter NHL-Stars

Umso wichtiger wäre es, dass im Turnierverlauf weitere Profis aus Nordamerika nachrücken würden. AHL-Verteidiger Leon Gawanke hat Söderholm etwa im Blick. Dass NHL-Topstar Leon Draisaitl kommen wird, ist unwahrscheinlich, auch wenn sein Playoff-Weiterkommen mit Edmonton gegen die Los Angeles Kings noch nicht sicher ist.

Längst nicht so forsch wie vor Olympia geht das Nationalteam daher die WM an. «Es kann auch ganz schnell viel Kritik geben, wenn mal ein Spiel nicht so läuft. Deswegen will ich gar nicht viel sagen», meinte Ottawa-Stürmer Stützle. Torhüter Grubauer indes wich vom festen Glauben an die Mannschaft nicht ab. «Natürlich ist unser Ziel, Gold zu holen», sagte er dem «Kicker» (Montag).

Von Kristina Puck und Carsten Lappe, dpa