UEFA-Reform: Mehr Spiele, mehr Teilnehmer, mehr Geld

Das Europapokal-Fieber in Berlin, Köln und Freiburg würde derzeit noch einmal steigen.

Wenn denn diese monatelang höchst umstrittene Reform der Champions League schon in Kraft getreten wäre, und wenn der FC Bayern und Borussia Dortmund sich besser angestellt hätten – ja, dann würde auch der Bundesliga-Fünfte in der kommenden Saison in der Königsklasse spielen. In dieser am Wochenende mit Entscheidungen bei den Europapokalplätzen endenden Spielzeit bleibt es aber zunächst dabei: Die UEFA-Reform kommt 2024 – und damit verbunden die Frage, wer so viel Fußball gucken soll.

Die Zahl der Spiele

«Mehr Teilnehmer und mehr Spiele führen eben nicht zwangsläufig zu mehr Begeisterung und einer höheren Qualität», sagte Bernd Neuendorf, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, nachdem die UEFA-Exekutive am Dienstag in Wien letzte Details der Teil-Revolution beschlossen hatte. Der 60-Jährige meinte das durchaus positiv, weil die Anzahl der Vorrundenspiel pro Team in der Königsklasse – es sind dann 36 statt bislang 32 – von den zunächst geplanten zehn auf acht reduziert wurde. Gespielt wird nicht mehr in Gruppen, sondern in einem Ligasystem. In der Champions League bedeutet das trotzdem 64 Spiele mehr.

Jeder Club bestreitet Partien gegen acht verschiedene Gegner in vier Heim- und vier Auswärtsspielen. Die besten Acht qualifizieren sich direkt für die K.o.-Runde, die weiteren bis Platz 24 spielen in Playoffs um den Einzug ins Achtelfinale. Ein Finalturnier wie beim Triumph des FC Bayern im Corona-Sommer 2020 ist vom Tisch. Ähnliche Änderungen werden auch in der Europa League (acht Spiele in der Ligaphase) und der Europa Conference League (sechs Spiele) eingeführt.

«Wir haben hart gearbeitet, um die Dinge zu finalisieren. Es gab einige kontroverse Punkte», sagte UEFA-Wettbewerbsdirektor Giorgio Marchetti. Insbesondere Fangruppen und der Zusammenschluss der europäischen Ligen hatte zuletzt deutliche Kritik geübt.

Das Koeffizienten-Problem

Ursprünglich sollten sich zwei der vier zusätzlichen Teams über die Erfolge im Europapokal der Vergangenheit qualifizieren – eine Art Sicherheitsnetz für Großclubs nach einer schwachen Saisonleistung, das von der Club-Vereinigung ECA forciert worden war. Das UEFA-Exko beschloss einen Kompromiss: Die zwei Plätze gehen nicht direkt an Vereine, sondern an die beiden Nationalverbände, die in der Vorsaison im Europapokal (Champions League, Europa League und Conference League) am besten abgeschnitten haben. Nachrücken würde der nächstbeste Verein aus der Liga – in Deutschland eben der Fünfte.

«Ich bin froh, dass heute eine gute Lösung gefunden wurde. Dazu zählt, dass das sportliche Abschneiden einer Mannschaft in der vorausgegangenen Saison in ihrer nationalen Liga weiterhin maßgeblich für einen Startplatz in den internationalen Wettbewerben ist», sagte Neuendorf. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin äußerte: «Für die Qualifikation wird weiterhin ausschließlich die sportliche Leistung ausschlaggebend sein, sämtliche Vereine dürfen weiter von einer Teilnahme träumen.»

Deutschland hätte nach der Saison 2019/20 mit dem Bayern-Triumph einen der beiden neuen Plätze bekommen. In der Theorie sind sogar sieben deutsche Champions-League-Starter möglich: Wenn sowohl die Champions League als auch die Europa League von deutschen Vereinen gewonnen werden, diese aber nicht unter die ersten fünf der Bundesliga kommen – und wenn Deutschland in der Vorsaison eine der besten beiden Nationen war. In der aktuellen Saison würden England und die Niederlande profitieren, Holland auch wegen des Finaleinzugs von Feyenoord Rotterdam in der Conference League.

Die Finanzen

«Wir haben zugehört und gehandelt, wo es nötig war», sagte Marchetti und verwies darauf, dass das nächste Thema mit riesigem Streitpotenzial erst später verhandelt werde: die Geldverteilung. Die zusätzlichen Spiele wird die UEFA für viel, viel Geld vermarkten. Die Befürchtung der Fangruppen, dass der Abstand zwischen großen und kleinen Clubs weiter enorm wachsen wird, sind weiter riesig. «Wir müssen ein bisschen Luft holen, und dann starten wir diesen Prozess», sagte Marchetti.

Von Jan Mies, dpa