Mega-Party in grün und weiß: Werder zurück in Liga eins

Im grün-weißen Jubel-Rausch ließ auch der sonst so coole Ole Werner alle seine Hemmungen fallen. Ausgelassen tanzte der Trainer von Werder Bremen nach dem Aufstieg in die Erste Liga mit seinen Spielern im Kreis und kündigte danach eine lange Party-Nacht an.

«Auch ich werde versuchen, beim Feiern nicht zu enttäuschen und alles geben», sagte der Werder-Coach. Der Rasen im Weserstadion war da schon lange mit Menschenmassen gefüllt. Nach der direkten Rückkehr in die Fußball-Bundesliga kannte der Jubel keine Grenzen mehr.

«Jetzt feiern wir drei Tage lang durch», sagte Torjäger Niclas Füllkrug. «Ich hoffe, die Jungs bekommen das hin. Ich kann das, ich bin schon einmal aufgestiegen», sagte der Stürmer. Füllkrug hatte Werder beim den Aufstieg perfekt machenden 2:0 (1:0) gegen Jahn Regensburg am Sonntag früh in Führung gebracht (10. Minute). Marvin Ducksch stellte sechs Minuten nach der Pause endgültig die Weichen in Richtung Erste Liga und ließ die Party im mit 41.000 Zuschauern ausverkauften Weserstadion damit frühzeitig beginnen.

Alle Dämme brechen

Schon kurz vor dem Abpfiff rannten die ersten Fans auf den Rasen, als der Aufstieg perfekt war, brachen alle Dämme. Füllkrug feierte mit nacktem Oberkörper mit den Fans auf dem Zaun vor der Ostkurve, wenige Meter von ihm entfernt montierten einige Anhänger das Tor ab. Ein Jahr nach dem bitteren Abstieg unter Werder-Legende Thomas Schaaf war die Freude bei allen Grün-Weißen grenzenlos.

«Wir sind unheimlich stolz, dass wir den letzten Schritt noch gegangen sind. Wir freuen uns, dass wir den Aufstieg perfekt gemacht haben. Ich bin wirklich extrem überwältigt», sagte Ex-Profi Clemens Fritz, der mittlerweile als Leiter Profi-Fußball und Scouting in Bremen arbeitet, bei Sky.

Werder folgte damit dem FC Schalke 04, der die Rückkehr bereits vor einer Woche perfekt machte. Der Hamburger SV kämpft in der Relegation gegen den Erstliga-16. Hertha BSC um den letzten freien Platz in der Ersten Liga.

Voller Fokus

Schon am Mittag hatten sich die Werder-Fans auf die Partie und die nun anstehende Party eingestimmt. Tausende Anhänger hatten sich auf dem Marktplatz versammelt und waren von dort zum Stadion gezogen. Die Mannschaft hatte dagegen versucht, so normal wie möglich mit der Situation umzugehen. Wie bei Sonntagsspielen üblich, schliefen die Profis daheim und kamen dann jeder für sich ins Stadion. Auf eine gemeinsame Anreise samt Fan-Empfang hatte Werner bewusst verzichtet. Nichts sollte den Fokus auf das Wesentliche stören. Und der Plan ging auf.

Damit krönten die Bremer eine bemerkenswerte Aufholjagd. Denn die Saison hatte äußerst kompliziert begonnen. Bis Ende August stand wegen noch zu erzielender Transfererlöse nicht fest, mit welchem Kader der damalige Trainer Markus Anfang planen konnte. Dann erschütterte im November des vergangenen Jahres die Impfpass-Affäre um Anfang den Verein. Der erst im Sommer geholte Trainer trat wegen eines gefälschten Impfzertifikates zurück.

Im Nachhinein erwies sich der Skandal um Anfang aber als glückliche Fügung für die Bremer. Denn dessen Nachfolger Werner schaffte es, aus dem vorhandenen Potenzial im Kader endlich eine Einheit zu bilden, die unter ihm von Sieg zu Sieg eilte. Erst im elften Spiel unter der Regie des ehemaligen Holstein-Kiel-Coaches gab es für die Hanseaten in Heidenheim wieder eine Niederlage.

Werner sorgt für Ruhe

Mit seiner ruhigen und sachlichen Art sorgte Werner für Ruhe im Verein, nachdem es im Sommer noch viel Unmut und Kritik gegeben hatte. Vor allem Sport-Geschäftsführer Frank Baumann stand bei den Fans heftig in der Kritik. Doch im Endeffekt verkaufte Baumann in Spielern wie Milot Rashica und Josh Sargent für verhältnismäßig viel Geld genau die richtigen Spieler und hielt stattdessen eine Achse mit viel Erfahrung um Kapitän Ömer Toprak.

Um sich in der kommenden Saison in der Ersten Liga zu halten und nicht zu einer Fahrstuhlmannschaft zu werden, muss der Kader dennoch deutlich verstärkt werden. Doch das interessierte am Sonntag noch niemanden. Erst einmal startete im Weserstadion eine Mega-Party, danach sollte es im offenen Bus über den Osterdeich gehen. Ein Empfang am Rathaus war entgegen der ursprünglichen Planung am Montag aber nicht vorgesehen.

Die Zweitliga-Meisterschaft sicherte sich Schalke durch ein 2:1 (1:0) beim 1. FC Nürnberg. Hoffnungen auf den Aufstieg kann sich noch der Hamburger SV machen, der sich Relegationsplatz drei sicherte. Der HSV siegte bei Hansa Rostock mit 3:2 (0:1) und trifft nun in den zwei Relegationsspielen auf Hertha BSC, das am Samstag im Finale der Bundesliga den direkten Klassenverbleib verpasst hatte. Als Absteiger standen vor dem letzten Spieltag schon der FC Erzgebirge Aue und der FC Ingolstadt fest. In die Relegation muss Dynamo Dresden, das dort auf den Drittliga-Dritten 1. FC Kaiserslautern trifft.

Von Lars Reinefeld, dpa