PSG vor großem Umbruch – Trainerkandidat Löw?

Kaum war die berauschende «Nacht ihres Prinzen» Kylian Mbappé vorbei, wurde bei Paris Saint-Germain offenbar der große Umbruch eingeleitet – und dabei taucht sogar der Name von Ex-Bundestrainer Joachim Löw auf.

Nach der mit schier unglaublichen Millionensummen honorierten Vertragsverlängerung des französischen Weltmeisters muss nun eine passende sportliche Führung für die ehrgeizigen Ziele des Geldgebers in Katar gefunden werden. Das Aus für Sportdirektor Leonardo ist nach übereinstimmenden Medienberichten besiegelt, und auch Trainer Mauricio Pochettino soll trotz Vertrages bis 2023 keine Zukunft mehr haben.

Name Löw kursiert in Gerüchteküche

Prompt wurden die Spekulationen angeheizt. Die französische Sportzeitung «L’Equipe» brachte Löw ins Gespräch und glaubt, dass den Weltmeister-Trainer von 2014 das Projekt interessieren würde, «sollte sich die Gelegenheit bieten». Als weitere mögliche Kandidaten werden der belgische Nationaltrainer Roberto Martinez, Ex-PSG-Profi Thiago Motta und Christophe Galtier von OGC Nizza gehandelt. Dem Vernehmen nach ist Starcoach Zinédine Zidane kein Thema.

Der derzeit vereinslose Zidane hatte immerhin Real Madrid dreimal zum Champions-League-Titel geführt, und nichts weniger als der Henkelpokal wird auch vom PSG-Trainer gefordert. Denn das Personal steht dafür zur Verfügung. Schließlich fiel die «Wahl des Königs» («L’Equipe») auf Paris anstelle von Real Madrid, was in Spanien für große Verärgerung gesorgt hatte.

Der Chef der spanischen Liga, Javier Tebas, wetterte bei Twitter, die Art und Weise der wohl sehr teuren Verlängerung sei eine «Beleidigung» für den Fußball. PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi sei «so gefährlich wie die Super League». Dass ausgerechnet Real einst treibende Kraft bei der letztlich gescheiterten Super League war, schien Tebas vergessen haben.

LaLiga kündigt Beschwerde an

Die spanische Liga kündigte an, Beschwerde gegen den Vertrag bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA), den französischen Verwaltungs- und Steuerbehörden sowie der Europäischen Union einzulegen. Diese Art von Vereinbarung würde die wirtschaftliche Stabilität des europäischen Fußballs attackieren sowie die Hunderttausende Jobs und die Integrität des Sports gefährden, hieß es zur Begründung.

Es sei skandalös, dass ein Verein wie PSG, der in der vergangenen Saison mehr als 220 Millionen Euro Verlust gemacht und zuvor bereits 700 Millionen Euro Minus angehäuft hatte, nun mit Kosten von 650 Millionen Euro für das Personal solch eine Vereinbarung treffen konnte, schrieb Tebas. Spanische Medien berichten, dass der Starstürmer von PSG für die Vertragsverlängerung bis 2025 ein Handgeld von bis zu 300 Millionen Euro bekommen habe.

Er wolle das Abenteuer fortsetzen in Paris, seiner Stadt, sagte Mbappé, der beim 5:0 zum Saisonabschluss entsprechend gefeiert wurde und den Fans gleich noch drei Tore schenkte. «Ich hoffe, dass ich weiter das machen kann, was ich am meisten liebe: Fußball spielen und Trophäen gewinnen.» Im Prinenpark schallten mehrere Minuten die «Mbappèeee, Mbappéeee»-Rufe durch das Rund.

Real ausgestochen

Dabei schien lange beschlossene Sache zu sein, dass er dies zukünftig bei Real machen würde, seinem Herzensclub als kleiner Junge. Bereits im vergangenen Sommer wollte Mbappé nach der Verpflichtung von Superstar Lionel Messi PSG verlassen, wofür er beim Saisonstart von den eigenen Fans ausgebuht worden war. Ein neues PSG-Angebot über einen Fünfjahresvertrag mit kolportierten 50 Millionen Euro Gehalt pro Saison schlug er aus. Real gab mehrere Offerten für Mbappé ab, noch am letzten Tag des Transferfensters hatte Real über 200 Millionen Euro geboten, aber PSG lehnte ab.

Die Beharrlichkeit von Paris hat sich gelohnt, für die Katar-Sponsoren gerade im WM-Jahr von großer Bedeutung. Der Fixpunkt Mbappé bleibt also, nun müssen die Voraussetzungen für einen x-ten und dieses Mal erfolgreichen Angriff auf Europas Thron geschaffen werden. Pochettino wird dies offenbar nicht zugetraut. Der Argentinier, der in der Vorsaison Thomas Tuchel ersetzt hatte, konnte die hohen Erwartungen der PSG-Eigentümer bislang nicht erfüllen. Vor allem das Scheitern im Achtelfinale der Champions League gegen Real Madrid sorgte für große Enttäuschung.

Ohnehin hat Pochettino den Makel, in Sachen Titeln oft nur zweiter Sieger zu sein wie beim verlorenen Champions-League-Finale von Tottenham Hotspur gegen den FC Liverpool 2019. Bei Löw wäre der Vorteil, dass er frei ist und bereits einen großen Titel geholt hat. Als Nachteil fügt das Blatt Löws begrenzte Erfahrung im Vereinsfußball und die Sprachbarrieren an.

Löw hatte am Rande des DFB-Pokal-Endspiels durchblicken lassen, dass er in absehbarer Zeit wieder auf die Trainerbank zurückkehren könnte. «Ich würde schon gerne wieder einen Club trainieren. Das würde mir Spaß machen», sagte Löw dem TV-Sender Sky.

Von Stefan Tabeling, dpa