Fast zwei Stunden nachdem er seine finale Runde bei der Porsche European Open beendet hatte, nahm Kalle Samooja im Clubhaus der Green-Eagle-Anlage im niedersächsischen Winsen/Luhe die ersten Glückwünsche entgegen.
Mit einer fantastischen 64er-Platzrekord-Runde schaffte der Finne am Schlusstag noch den Sprung von Platz 22 auf Rang eins. «Ich hatte mit einem Stechen gerechnet und auf den alleinigen zweiten Platz gehofft», sagte der 34-Jährige, der sichtbar mit den Tränen zu kämpfen hatte.
Samooja feierte in Winsen seinen ersten Turniersieg, für den er 297.500 Euro kassierte. Mit 282 Schlägen lag Samooja zwei Schläge vor dem zweitplatzierten Niederländer Wil Besseling (284). Platz drei bei dem mit 1,75 Millionen Euro dotierten Turnier der DP World Tour teilten sich der Engländer Richard Mansell und der Franzose Victor Perez (je 285), der als Führender in das Finale gegangen war.
Schneider und Paul spielen bei der US Open
Bester Deutsche war Marcel Schneider. Der 32-Jährige aus dem baden-württembergischen Pleidelsheim spielte eine bogeyfreie 67er-Schlussrunde und erreichte mit 286 Schlägen den geteilten fünften Rang. Schneider und auch der Mannheimer Yannik Paul, der mit 289 Schlägen auf dem geteilten 18. Platz landete, schafften über eine Sonderwertung aus vier europäischen Turnieren die Qualifikation für die US Open vom 16. bis 19. Juni in Brookline/Massachusetts. «Das ist ein Riesen-Highlight. Die US Open zu spielen, ist genial», sagte Schneider. Schon am vergangenen Wochenende hatte er bei den Dutch Open im niederländischen Cromvoirt den vierten Platz belegt.
Als einen «Schritt in die richtige Richtung» bezeichnete Marcel Siem seinen geteilten 18. Rang mit 289 Schlägen. Besonders gefreut haben dürfte sich der Ratinger über die letzte Bahn, bei dem ihm ein Eagle (zwei Schläge unter Par) gelang.
Während des Turniers waren fast 20.000 Zuschauer auf die Anlage vor den Toren Hamburgs gekommen. Turnierdirektor Dirk Glittenberg zeigte sich nach dem «schlimmen Covid-Jahr» 2021 zufrieden: «Es ist das Schönste, dass Tausende Zuschauer ohne Maske wieder Golf sehen können.»
Kaymer musste Start kurzfristig absagen
Der frühere Weltranglisten-Erste Martin Kaymer hatte seinen Start in Winsen kurz vor dem ersten Abschlag am Donnerstag wegen einer Handverletzung kurzfristig abgesagt. Der 37-Jährige will vom 9. bis 11. Juni beim Premieren-Event der umstrittenen neuen Tour LIV Golf Invitational Series in London antreten. Die neue Serie steht wegen ihrer Finanzierung aus Saudi-Arabien in der Kritik. Hintergrund ist, dass das wegen Menschenrechtsverletzungen kritisierte Land mit lukrativen Sportveranstaltungen versucht, sein Image aufzubessern.
Die amerikanische PGA-Tour und die DP World Tour haben bislang keine Sanktionen für Spieler beschlossen, die an den LIV-Veranstaltungen teilnehmen wollen. Eine Sperre für Kaymer, der auch für das kommende Jahr vertraglich an die Porsche European Open gebunden ist, würde Dirk Glittenberg bedauern: «Ich hoffe, dass das nicht passiert», sagte der Turnierdirektor.