Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl ist nach ihren beiden Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen in Tokio für einige Tage in ein «körperliches und emotionales Loch» gefallen.
«Ich war krank und erschöpft und habe mich kaum mehr freuen können, weil ich einfach emotionsleer war», sagte die 36-Jährige aus dem bayerischen Tuntenhausen in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». «Solch eine Leere habe ich noch nie zuvor gefühlt in meinem Leben. Null Komma null depressiv, aber irgendwie war ich total apathisch.»
Es sei gar nicht so leicht, «wenn man so erschöpft ist, auf Wolke sieben zu schweben». Sie sei in der «glücklichen» Situation gewesen, «dass kurz darauf die Europameisterschaft kam, deshalb war die Pause nicht lang, und die Motivation und Vorfreude kamen schnell wieder», sagte sie weiter. Bei der EM im vergangenen September in Hagen am Teutoburger Wald – nur einen Monat nach Olympia – war von Bredow-Werndl mit ihrem Erfolgspferd Dalera erneut nicht zu schlagen und gewann alle drei Titel.
Derzeit macht sie wegen der Schwangerschaft mit ihrem zweiten Kind eine Turnierpause. Bei den deutschen Meisterschaften an diesem Wochenende in Balve kann sie daher ihre Titel nicht verteidigen. Auch bei den Weltmeisterschaften im August im dänischen Herning ist sie nicht dabei.
Dass sie mit ihrer bereits 15-jährigen Stute Dalera nicht mehr Weltmeisterin werden kann, bedauert sie. «Das ist aus sportlicher Sicht gar nicht so leicht zu akzeptieren», sagte sie. «Aber auf der anderen Seite, wenn wir beim Loslassen und Vertrauen sind: Wenn es so sein soll, dass ich eines Tages Weltmeisterin werden soll, dann schaffe ich das hoffentlich auch mit einem anderen Pferd.»