Sebastian Vettel hat nach Angaben seines Teamchefs nicht auf Druck vom Rennstall auf seinen Protest-Helm beim Großen Preis von Kanada verzichtet. Er hatte diesen im Training getragen, nicht aber im Rennen.
«Man hat es in der Vergangenheit gesehen, dass solche Aktionen hauptsächlich am Freitag und Samstag liefen. Aber er darf natürlich frei entscheiden. Er ist ein freier Mann», wurde Teamchef Mike Krack von «Auto, Motor und Sport» zitiert.
Vettel selbst war Fragen nach den Gründen am Sonntag nach seinem zwölften Platz im Aston Martin ausgewichen. «Möchte ich jetzt nichts zu sagen», hatte er einem Reporter des TV-Senders Sky entgegnet. Er habe ja mehr als einen Helm. Auch zur Nachfrage, ob er auf Druck des Teams auf den Helm mit einem Protest gegen Teersandabbau in Kanada verzichtet habe, wollte er sich nicht äußern und meinte stattdessen: «Haben wir irgendwelche anderen Fragen?»
Der Helm trug die gleiche Aufschrift, wie das T-Shirt, mit dem Vettel am Donnerstag ins Fahrerlager gekommen war: «Stoppt den Teersandabbau – Kanadas Klimaverbrechen». Bei der Pressekonferenz des Weltverbands am Freitag hatte Vettel seinen Standpunkt bekräftigt.
Der Umweltorganisation Greenpeace zufolge unterscheidet sich die Gewinnung von Öl aus dem Ton- und Sandgemisch massiv von der herkömmlichen Förderung des Erdöls. Die Ölsandschicht befindet sich demnach in etwa 30 Metern Tiefe. Um dahin zu gelangen, wurden und werden Kanadas Urwälder gerodet und der Mutterboden abgetragen. Erst dann kann das Gemisch aus Sand, Lehm und vor allem dem teerähnlichen Öl aus dem Boden gehoben werden.
Vettels Statements hatten eine heftige Gegenreaktion ausgelöst. Sonya Savage, Albertas Umweltministerin der Provinz Alberta, hatte dem bald 35-Jährigen via Twitter vorgeworfen: «Ich habe über die Jahre schon viel Heuchelei gesehen, aber das hier ist die Krönung.» Sie hatte ihm auch vorgehalten, dass sein Rennstall Aston Martin von Aramco gesponsert wird, das als größte Erdölfördergesellschaft der Welt gilt und aus Saudi-Arabien stammt. «Vielleicht mit Tretautos für die Formel 1?», schrieb die Politikerin weiter, die früher als Anwältin in der Gas- und Ölindustrie gearbeitet hat.