Florian Wellbrock wusste zunächst nicht, ob er lachen oder traurig sein sollte. Der Titelverteidiger über 1500 Meter Freistil holte in der Duna Arena zwar mit Bronze seine zweite WM-Medaille bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Budapest, doch sein großes Vorhaben hieß Gold.
Daraus wurde nichts, weil der Italiener Gregorio Paltrinieri den sich belauernden anderen Favoriten davonschwamm, zwischenzeitlich sogar über drei Sekunden unter Weltrekord war und einfach nicht mehr eingeholt werden konnte. Und im Schlussspurt war dann auch noch Olympiasieger Bobby Finke aus den USA ein weiteres Mal schneller als Wellbrock.
Beste Bilanz seit der WM 2009
Nach dreimal Silber durch Lukas Märtens, Anna Elendt und Wellbrock war es das vierte Edelmetall für das deutsche Team zum Abschluss der Beckenwettbewerbe von Budapest. Damit haben die deutschen Schwimmer die beste Bilanz seit der WM 2009 zu Buche stehen. Das I-Tüpfelchen, ein WM-Titel, blieb ihnen im Becken aber verwehrt.
«Ich habe Bronze gewonnen», sagte Wellbrock und betonte, dass es nicht mehr einfach sei, in dieser Disziplin aufs Podium zu kommen. «Das war vielleicht vor ein paar Jahren der Fall, aber bei der Leistungsdichte jetzt nicht mehr. Ich bin dicht an meine Bestzeit rangekommen», bemerkte der Freiwasser-Olympiasieger.
Wellbrock hatte seinen besonderen Fokus auf die 1500 Meter gelegt. Nachdem er den Vorlauf gegen die starke Konkurrenz gewonnen hatte, legte er Wert auf schnelle Regeneration. Das war im Vorfeld der Wettbewerbe von Ungarn ein von Bundestrainer Bernd Berkhahn entwickeltes neues Trainingsziel gewesen. Auch die Lockerheit sollte nicht vernachlässigt werden.
So sah man Wellbrock auch am Samstagmorgen vor der Vormittags-Session ein paar schnelle Bahnen ziehen, mit Berkhahn immer wieder diskutieren, aber auch als Spaßkanone. Als Freistil-Schwimmer Rafael Miroslaw beispielsweise eine Spurt-Einheit über 25 Meter schwamm, hampelte Wellbrock mit den Armen rudernd am Beckenrand hin und her, um anschließend laut lachend eine Siegerpose einzunehmen.
Finke «macht eine Welle, das ist unglaublich»
«Ich wusste, dass Gregorio (Paltrinieri) schnell angehen würde, aber dass er so schnell ist, hätte ich nicht gedacht», skizzierte Wellbrock das Finale. Und im Schlussspurt bekam er dann das Wasser von Finke ab. «Ich bin zum ersten Mal direkt neben ihm geschwommen. Der hat mich derart aufgefressen. Er macht eine Welle, das ist unglaublich», sagte der 24-Jährige und freute sich dennoch sehr auch über das Magdeburger Teamergebnis. Sein Clubkollege Lukas Märtens wurde Vierter, der zur Trainingsgruppe gehörende Ukrainer Mychajlo Romantschuk Fünfter. «Da können wir dann sehr zufrieden nach Hause ins Hotel gehen», sagte Wellbrock.
Am Sonntag steht für ihn bereits die 4×1500-Meter-Staffel im Freiwasser an. «Da muss ich mich jetzt schnell erholen. Aber im Team ist vieles einfacher», sagte Wellbrock.
«Ich bin glücklich. Sechster der Welt»
Vor seiner Bronzemedaille hatten sich auch Anna Elendt über 50 Meter Brust als Fünfte und Ole Braunschweig über 50 Meter Rücken als Siebter ordentlich präsentiert. «Ich war doch recht aufgeregt und bei 50 muss nur eine Sache nicht passen. Ich wollte zu viel und da war die Frequenz dann zu hoch. Es hat eben nicht gepasst», sagte die Silbermedaillen-Gewinnerin über 100 Meter Brust, die an Stelle ihres gewohnten pinken Anzuges in Schwarz schwamm. «Ich wollte über die 50 einen neuen Anzug anziehen, hatte aber leider keinen in pink mehr», sagte Elendt.
«Ich bin glücklich. Sechster der Welt», hatte Braunschweig gesagt. Er hatte zunächst von der Disqualifikation des Amerikaners Justin Ress profitiert, der vermeintlich zu lange nach dem Start tauchte. «Das reizen die Amis immer gern aus, diesmal war es ein Ticken zu weit», sagte der Berliner. Doch dann gab die Jury dem Protest des US-Teams recht und erklärte Ress zum Weltmeister. Braunschweig, nun Siebter, wurde anschließend in der 4×100-Meter-Lagen-Staffel gemeinsam mit Lucas Matzerath, Eric Friese und Rafael Miroslaw noch Sechster.