Mick Schumacher gefällt es in Spielberg, er findet die Gegend «Heidi-esk». Die Berge, die Wiesen, viel Natur. Das Rad ist mit im Gepäck, wenn es die Zeit zulässt, geht der Formel-1-Jungstar auf eine kleine Runde.
Auf und Ab – auch ein bisschen wie die Karriere des mittlerweile 23-Jährigen, die immer wieder erstaunliche Parallelen aufweist. Denen zufolge müsste es in den kommenden Wochen und Monaten weiter bergauf mit Mick Schumacher gehen. Wie zum Beweis raste er am Freitag in der turbulenten Qualifikation – auch begünstigt durch die nachträgliche Strafversetzung von Sergio Perez – unter die Top Ten auf den siebten Rang.
Schumachers Top-Ten-Debüt zur rechten Zeit
Seine größten Erfolge feierte Schumacher bisher auch immer im Zwei-Jahres-Rhythmus. 2016 wurde er Vizemeister in der Formel 4, sowohl in der deutschen als auch in der italienischen. Im Jahr zuvor war er in die niedrigste Formel-Serie aufgestiegen. 2018 gewann er – in seinem zweiten Jahr – die Europameisterschaft in der Formel 3. 2020 gewann er – wieder in seiner zweiten Saison – die Gesamtwertung in der Formel 2. 2022 holt er in seinem zweiten Jahr in der Formel 1 beim Rennen zuletzt in Silverstone nach einer starken Vorstellung als Achter seine ersten Punkte in der Motorsport-Königsklasse.
Und wenn er auch Tage später darüber spricht im Fahrerlager von Spielberg, umspielt ein Lächeln das Gesicht des Sohnes von Rekordweltmeister Michael Schumacher. Er würde allerdings nicht sagen, «dass mir deshalb Gewicht von den Schultern genommen wurde». Das sei eher durch das problemlose Wochenende in Großbritannien generell passiert und die Fahrten vorher, befand Mick Schumacher. Gleichwohl kam das Top-Ten-Debüt zur rechten Zeit. Die schweren Unfälle in Saudia-Arabien und Monaco hatten ihn in die Kritik gebracht.
Und das in einer Phase, in der es auch um einen neuen Vertrag geht, sein aktueller mit dem amerikanischen Haas-Team endet nach dieser Saison. Die Art und Weise, wie der Ferrari-Nachwuchsmann von Platz 19 in einem hochdramatischen Rennen bis auf Rang acht vorgefahren war, und sich dann auch noch einen packenden Kampf mit Weltmeister Max Verstappen im Red Bull geliefert hatte, freute und erstaunte auch Mick Schumachers Boss. «Wir konnten es fast gar nicht glauben, was da passiert ist», sagte Günther Steiner.
Zweite F1-Saison geprägt von «vielem Neuem»
Dabei weist Schumachers zweites Jahr – mal wieder – Parallelen zu den Jahren auf, in denen er ebenfalls nach eher durchwachsenen und von Pech und auch Fehlern geprägten ersten Rennen richtig durchstartete. Mit einem Unterschied. Sein Jahr als Neuling in der Formel 1 taugte nicht als Lehrjahr. Deutlich wird das in dieser Saison. «Ich glaube, es gab vieles Neues, das ich dieses Jahr lernen musste, was ich letztes Jahr nicht lernen konnte», erklärte er. Das Neue ist aber das Wesentliche: Zweikämpfe auf der Strecke, Strategien im Rennen und die Gabe, auch in kritischen Momenten ruhig zu bleiben.
«Die vorige und die heurige Saison sind grundverschieden», sagte Mick Schumachers Chef. In der Red-Bull-Ring-Zeitung zum Grand Prix betonte Steiner: «Die Intensität, der Druck – die Leute draußen merken gar nicht, wie sehr sich das verändert hat.»
Im Übergangsjahr 2021 habe Schumacher nur sein Bestes geben müssen. Für echtes Racing war der Haas einfach zu schlecht. «Aber dieses Jahr ist das ein ganz anderes Spiel», betonte Steiner. Mick Schumacher befinde sich in der zweiten Entwicklungsstufe. Heißt auch: In den Bergen der Steiermark soll es weiter nach oben gehen.