«Nicht um jeden Preis»: Geher Linke gibt auf

Für den Geher Christopher Linke ist es überhaupt nicht gelaufen. Statt wie erhofft um eine Medaille über 20 Kilometer bei der Leichtathletik-WM im US-amerikanischen Eugene zu kämpfen, wurde er in der Nacht zum Samstag mächtig abgehängt und gab auf.

«Es war ein Zusammenspiel aus ‚das war nicht mein Tag, ich habe noch eine andere Aufgabe‘ und ‚muss nicht um jeden Preis ins Ziel kommen’», begründete der 33-jährige WM-Vierte und -Fünfte von 2019 und 2017 seinen Ausstieg. «Da muss man das Große und Ganze sehen.» Nun soll es für ihn über 35 Kilometer am 24. Juli, dem letzten WM-Tag, besser laufen.

Die Konkurrenz enteilte ihm schnell. «Der erste Kilometer war auf Weltrekordkurs», meinte der Olympia-Fünfte von 2016 und 2021. Da sei die Aufgabe, «die eigentlich vernünftige Reaktion» gewesen. Lieber Kräfte sparen und «nicht mit Krampf» ins Ziel kommen. Ordentlich auf das Tempo gedrückt hatten die Japaner: Erfolgreich verteidigte Toshikazu Yamanishi in 1:19,07 Stunden vor Landsmann Koki Ikeda (1:19,14) den WM-Titel. Der Schwede Perseus Karlström holte Bronze.

Bundestrainer Weigel zeigt Verständnis

Verständnis zeigte Bundestrainer Ronald Weigel für Linkes Aufgabe. «Er war fit, aber es fehlte ihm die Spritzigkeit», sagte er. «Elf Jahre war er die sichere Bank. Deshalb darf ihm so etwas mal passieren.» Außerdem schätze er, dass sein Schützling über 35 Kilometer mehr Chancen habe, weil er ein Ausdauertyp sei. Linke startete bisher auch über 50 Kilometer – eine Distanz, die erstmals bei einer WM durch die 35 Kilometer ersetzt wurde. «Da werden wir einen ganz anderen Christopher Linke sehen», sagte Weigel.

Bei den Frauen belegte die 25 Jahre alte Saskia Feige über 20 Kilometer den 15. Platz. In 1:32,12 Stunden kam die zweimalige deutsche Meisterin aus Leipzig ins Ziel. «Unter die ersten zwanzig Starterinnen zu kommen, das war mein Ziel», sagte die Medizinstudentin. Bei der WM 2019 in Doha hatte Feige Platz elf belegt, bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio musste sie vorzeitig aufgeben. Weltmeisterin wurde die Peruanerin Kimberly García León in 1:26,58 Minuten. Sie holte die erste Medaille in der WM-Geschichte für ihr Land.