Alexandra Ndolo liebt die großen Fechtbühnen dieser Welt. «Da bin ich ein bisschen eine Rampensau», sagte sie der Deutschen Presse-Agentur am Tag nach ihrem größten Erfolg.
Bei der WM in Kairo unterlag die Degenfechterin erst im Finale Sera Song aus Südkorea mit 10:11. Traurig darüber, dass sie am Montag nur knapp den ganz großen Coup verpasst hatte, war die 35-Jährige nicht. «Der Tag war mega», sagte Ndolo: «Ich habe gewusst, dass ich gut in Form bin. Und ich habe versucht, jedes Gefecht zu genießen.»
Mit Ndolos Silbermedaille endete für den Deutschen Fechter-Bund eine podiumsfreie Weltmeisterschafszeit. Seit 2017 gab es für den einst so erfolgreichen Verband keine Medaille mehr. Für Ndolo selbst, die ihre sportliche Karriere im Modernen Fünfkampf begann, war es das erste Edelmetall bei einer Fecht-WM. Bei Europameisterschaften gewann sie schon mal Silber und Bronze. Sie habe «phänomenal gefochten», sagte Delegationsleiter Alexander Böhm.
WM-Silber und soziales Engagement
Dabei erlebte Ndolo noch im vergangenen Jahr eine ihrer größten Enttäuschungen. Sie verpasste die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio. Doch die Fechterin vom TSV Bayer Leverkusen ließ sich nicht unterkriegen. Ihr Motto: «Mund abputzen und weitermachen.» Sie habe sich ein Jahr lang auf die WM in der ägyptischen Hauptstadt vorbereitet.
Weitermachen will Ndolo auch bei ihrem Herzensprojekt. Geboren wurde sie in Bayreuth als Kind eines Kenianers und einer Polin. Vor einigen Jahre wurde sie Mitbegründerin des Fechtverbands in Kenia. Danach habe sie Sachspenden gesammelt, um den Sport dort voranzubringen – und das zahlte sich bei der WM in Kairo aus. Denn erstmals nahm ein Kenianer in der Geschichte des Fechtsports an einer Weltmeisterschaft teil.
Isaac Wanyoike schied zwar im Degenfechten der Männer in den Vorkämpfen aus, allein die Teilnahme war aus Sicht von Ndolo aber schon ein Erfolg. «Es freut mich, wenn ich sehe, dass es vorangeht», sagt Ndolo. Ihre Familie lebt zum Teil noch in Kenia, nach der WM will sie sie besuchen.
Sportlich liegt Ndolos Fokus auf den Olympischen Spielen von Paris in zwei Jahren. 2016 und vor einem Jahr gab es für den Deutschen Fechter-Bund kein Olympia-Podest. Das will Ndolo ändern. Olympia ist die letzte große Bühne, auf der ihr eine Medaille noch fehlt.