Stefan Reuter hat neue Ersatzteile. Der Geschäftsführer des FC Augsburg bekam erst eine neue Hüfte und ließ sich dann auch am rechten Knie operieren. Seine lange Profikarriere hat ihren Tribut gefordert.
«Ich merke gar nicht, dass ich es habe machen lassen», sagte Reuter lachend auf die Frage, wie es ihm nach dem Eingriff an der linken Hüfte gehe. «Ich habe vor fünf Wochen auch mein rechtes Knie machen lassen. Ich bin jetzt die Schmerzen los, die ich über die Jahre akzeptiert hatte.»
Die Ärzte hatten Reuter schon 2004 zum Eingriff geraten. «Aber ich habe es durch Sport relativ lange herauszögern können», erzählte der ehemalige Dauerläufer auf der rechten Flanke für den 1. FC Nürnberg, FC Bayern München, für Juventus Turin und Borussia Dortmund. «Irgendwann hat aber die Lebensqualität zu sehr gelitten. Jetzt bin ich wieder sehr zufrieden.»
Reuter hat kein Verständnis für Weinzierl
Reuter hat Bock auf die neue Saison. Es wird die zwölfte in der Fußball-Bundesliga für den FC Augsburg. Das Ende der vergangenen Spielzeit war aber für diesen sonst so beschaulichen Verein geradezu skandalös. Erst trat der mächtige und lautstarke Präsident Klaus Hofmann aus gesundheitlichen Gründen ab, dann wurde über angeblich gehackte Nachrichten als Rücktrittsgrund spekuliert. Schließlich machte auch Trainer Markus Weinzierl beim FCA Schluss – kurz nach dem letzten Spieltag vor laufenden TV-Kameras.
«Für mich war das nicht nachvollziehbar. Vor allem, weil wir uns über Wochen und Monate darauf verständigt hatten, erst nach der Saison eine gemeinsame Analyse zu machen», meinte Reuter zu dem Knall-Abschied des früheren Erfolgstrainers.
Weinzierl watschte seinen Geschäftsführer ab, eingeweiht war der ehemalige Nationalspieler in den Entschluss nicht. Weinzierl war gekränkt, dass sein auslaufender Vertrag immer noch nicht verlängert worden war. Reuter verwies darauf, dass man sich auf Gespräche nach dem Finale verständigt habe.
Neuer Trainer will wieder klarer spielen
Der FC Augsburg als Chaos-Verein? «Nein, intern nicht. Von außen mag der Eindruck vielleicht ein Stück weit so gewesen sein, aber für uns war immer klar, dass wir den FC Augsburg kontinuierlich weiterentwickeln wollen. Wir sind ambitioniert, aber immer mit Augenmaß», beschwichtigte Reuter.
Ansprüche hat auch der neue Trainer Enrico Maaßen. Der 38-Jährige kommt von der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund und soll den Augsburgern wieder eine klare spielerische Linie vermitteln: mutig und offensiv – auch im eigenen Ballbesitz. «Es geht darum, alle Spieler weiterzuentwickeln», sagte Maaßen zu seinem Ansatz.
«Enno», wie er gemeinhin genannt wird, soll den Verein mit Anleihen aus der Vergangenheit in die Zukunft führen. «Wir haben unsere erfolgreichsten Zeiten mit Trainern gehabt, die jung und heiß waren. Das war in der ersten Phase mit Markus Weinzierl der Fall und dann auch mit Manuel Baum», erläuterte Reuter. «Wir sind sehr optimistisch, dass das auch auf Enrico Maaßen zutrifft.»
Reuter bestimmt selber über Zukunft
Seine eigene Zukunft sieht Reuter, neben Finanzboss Michael Ströll der starke Mann beim FC Augsburg, unbeeinflusst vom Abschneiden mit dem neuen Trainer. Seit Dezember 2012 arbeitet er schon in Augsburg, kurz vor Weihnachten steht sein Zehnjähriges an. Sein Vertrag wurde langfristig verlängert.
«Nein, ein Trainer bestimmt das nicht mit, das wäre die falsche Reihenfolge. Erfolg ist natürlich ein Faktor, der für jeden entscheidend und wichtig ist. Aber wenn wir uns die letzten zehn Jahre anschauen, dann hat der FC Augsburg eine sensationelle Erfolgsgeschichte geschrieben», antwortete Reuter auf die Frage, ob seine Zukunft auch von Maaßens Arbeit abhänge.
Einen ersten, kleinen Prüfstein gibt es am Sonntag, wenn die Augsburger im DFB-Pokal beim niedersächsischen Regionalligisten TuS Blau-Weiß Lohne ihr erstes Pflichtspiel bestreiten.