Busemann vor Heim-EM: «Können uns nur verbessern»

Der frühere Weltklasse-Zehnkämpfer Frank Busemann (47) verfolgt die Entwicklung in der deutschen Leichtathletik nach der enttäuschenden WM mit Sorge.

«Wir als deutsche Mannschaft können uns nur verbessern. Es ist ja schon lang und breit besprochen wurden, dass das einfach zu wenig war. Für die Seychellen wäre das ein ordentliches Ergebnis gewesen, der Anspruch einer reichen Industrienation sollte das nicht sein», sagte der Silbermedaillengewinner der Olympischen Spiele 1996 in einem Interview von «Münchner Merkur/tz».

«Es wurde jetzt immer gesagt, dass eigentlich die EM in München der Höhepunkt ist. Dann muss in München der Knoten aber auch platzen. Das Abschneiden bei der WM war abzusehen, aber trotzdem ernüchternd. Man fragt sich, warum es Nationen wie Niederlande oder die Schweiz besser hinbekommen», sagte Busemann vor dem Start der Europameisterschaften in München am Montag. Bei der WM in den USA hatte es Gold durch Weitspringerin Malaika Mihambo und Bronze durch die Sprintstaffel der Frauen gegeben. Zahlenmäßig war es das schlechteste Abschneiden. Bei der U20-WM hätten ihn zuletzt auch andere Nationen und nicht Deutschland beeindruckt, sagte Busemann.

Bei der Förderung müssen man sich Gedanken machen. «Es gibt Disziplinen, bei denen haben wir seit Jahren gravierende Probleme. Da ist die Frage, setzen wir die Mittel weiter dafür ein, da vorwärtszukommen, oder sagen wir, bei den Speerwerfern ist die Kohle besser aufgehoben? Müssen wir Stärken stärken oder Schwächen erträglich halten? Wollten wir im Gesamten Mittelmaß bleiben oder Spitzen herausragen lassen?», sagte Busemann.

Imponierend findet er den erneuten Auftritt von Olympiasiegerin Mihambo, die vor der EM von einer Corona-Infektion gestoppt wurde. «Sie ist ein außergewöhnliches Talent, in Körper und Geist», sagte Busemann. Mihambo sei «das Aushängeschild, sie ist die deutsche Leichtathletik. Wäre super, wenn das mal auf ein paar mehr Schultern verteilt wird», sagte der ARD-Experte.