Der deutsche Stabhochspringer Oleg Zernikel fühlt sich mental besser auf die Europameisterschaften in München vorbereitet als auf die vergangene WM in den USA.
«Vor der WM war ich mental nicht ganz auf der Höhe. Es gab viele andere Dinge, mit denen ich mich eher beschäftigt habe. Im Pre Camp habe ich es dann aber geschafft, mich wieder auf die wichtigen Dinge zu fokussieren. Ich bin momentan im Flow», sagte der 27-Jährige in einem Interview von «Münchner Merkur» und «tz». Bei der WM belegte er Platz fünf und war damit bester deutscher Teilnehmer.
«Der Krieg macht einen natürlich nervös»
Auf die Nachfrage, was ihn beschäftigt habe, antwortete der gebürtige Kasache: «Der Krieg macht einen natürlich nervös. Als Sportsoldat denkt man zweimal darüber nach: Was passiert da gerade? Wie kann das ausgehen? Da versucht man natürlich, den Menschen so gut es geht zu helfen. Ich glaube, die ukrainische Weitspringerin, die wir bei uns zu Hause aufgenommen haben, fühlt sich mittlerweile auch sehr wohl bei uns», sagte er. «Wir leben auf einem kleinen Planeten in einem großen Universum – und alle Probleme herrschen nur auf diesem Planeten. Der Fokus auf den Sport war bei mir nicht mehr zu hundert Prozent da. Vor Eugene bin ich dann aber zum Glück aus dem kleinen Tief wieder rausgeklettert.»
Die ukrainische Weit- und Dreispringerin Maryna Bech-Romantschuk, die nicht die Springerin ist, über die Zernikel sprach, wies auf die Belastung gerade für Sportler aus der Ukraine hin. «Es ist eine harte Zeit für alle ukrainischen Sportler. Du machst Leistungssport, sorgst dich aber jeden Tag um dein Land, deine Familie, deine Freunde», sagte die 27-Jährige. Sie ist am heutigen Donnerstag im EM-Finale Konkurrentin von Weltmeisterin Malaika Mihambo, die sich mit Bech-Romantschuk gut versteht.
«Malaika ist so schwer zu schlagen», sagte die Ukrainerin. «Malaika ist so nett. Ich mag es, mich mit ihr zu unterhalten und in ihrer Nähe zu sein. Wir sind wirklich gute Freunde geworden.»