Der Deutsche Olympische Sportbund fordert eine restlose Aufklärung der Missbrauchsaffäre im Schwimmsport.
«Die Schilderungen von Jan Hempel und den anderen Betroffenen sind erschütternd. Die Dokumentation zeigt, dass die Kultur des Schweigens aufgebrochen werden muss», sagte DOSB-Präsident Thomas Weikert nach einer Sitzung des Präsidiums am Rande der European Championships in München. «Der Sport muss ein sicherer Ort sein, an dem insbesondere Kinder und Jugendliche geschützt sind.»
Der DOSB, die Deutsche Sportjugend und die Mitgliedsorganisationen hatten in der vergangenen Woche in einem Positionspapier die Einrichtung eines Zentrums für Safe Sport ausdrücklich begrüßt. «Dieses könne und solle Schutzlücken im Sport schließen und bestehende Maßnahmen sinnvoll ergänzen», hieß es in der Mitteilung. Zudem werde derzeit intensiv daran gearbeitet, Leitlinien zur Aufarbeitung für Sportverbände und -vereine zu entwickeln, die noch in diesem Jahr veröffentlicht werden sollen.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat den Deutschen Schwimm-Verband in der vom früheren Wasserspringer Jan Hempel öffentlich gemachten Missbrauchsaffäre zum Handeln aufgefordert. «Sexualisierte Gewalt ist für erschreckend viele Athletinnen und Athleten Realität. Dass Betroffene ihr Leid offenbaren, zeigt Mut. Der Deutsche Schwimm-Verband muss die Vorwürfe aufklären, handeln und Betroffene unterstützen», schrieb die Politikerin bei Twitter.
In einer Dokumentation der ARD unter dem Titel «Missbraucht – Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport» berichtet der Olympia-Zweite von Atlanta 1996 im Wasserspringen, Jan Hempel, erstmals öffentlich über Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen seinen inzwischen gestorbenen früheren Trainer Werner Langer. Von 1982 bis 1996 sei er von Langer immer wieder sexuell missbraucht worden.