Bundeskanzler Olaf Scholz schickte den Basketballern Glückwünsche, die EM-Auftaktsieger um Kapitän Dennis Schröder und Maodo Lo gönnten sich einen Aufenthalt in der Eistonne.
«Mir ist tatsächlich noch kalt. Ich war im Eisbad. Das ist selten, dass ich das mache. Heute war ich im Eisbad ziemlich tief drin sogar. Hoffentlich hilft es», sagte Lo am Freitag auf der Pressekonferenz in Köln. Das klare 76:63 gegen den Olympia-Zweiten Frankreich sorgte auch am Tag noch für beste Laune – und schürte Zuversicht für das Spiel am Samstag (14.30 Uhr/Magentasport) gegen Bosnien-Herzegowina.
«Glückwunsch zum gestrigen Auftaktsieg @DBB_Basketball! Ich drücke die Daumen für das weitere Turnier!», schrieb Kanzler Scholz bei Twitter. Schröder und Co. fühlen sich nach der riesigen Party bereit für weitere große Taten. «Es war ein perfekter Abend», sagte der deutsche Kapitän nach dem in dieser Höhe nicht für möglich gehaltenen Erfolg vor 18.000 völlig euphorisierten Zuschauern in der Kölner Lanxess Arena.
Für die im Vorfeld von zahlreichen personellen Rückschlägen gebeutelte deutsche Mannschaft war es der gewünschte Start auf dem Weg zur ersehnten ersten Medaille seit 17 Jahren – und zum Ziel, den deutschen Basketball international wieder salonfähig zu machen. «Wir haben die Chance, Deutschland auf die Landkarte zu bringen», sagte der trotz der beeindruckenden Vorstellung gewohnt ruhig analysierende Bundestrainer Gordon Herbert.
Der Coach ist stolz
Einen Tag nach dem Spiel sagte er: «Ich bin stolz darauf, wie wir in das Spiel gekommen sind. Wir hatten keine Angst. Man kann scheitern, aber man muss es versuchen.» Besonders viele Glückwünsche habe er nicht erhalten, beschrieb der 63-Jährige, denn er sei im Gegensatz zu seinen Spielern nicht auf Social Media. «Ich bin zu alt dafür. Ich habe keine Idee, wie man auf Twitter kommt.»
Mit dem Sieg gegen den Mitfavoriten Frankreich gelang dem deutschen Team der erste Schritt, mehr nicht. «Natürlich gibt uns das einen Push, aber es war nur ein Sieg», sagte der starke Daniel Theis, der trotz seiner Verletzungspause in den Tagen vor dem Turnierstart zum ersehnten Anker einer insgesamt erstaunlich starken und intensiven Defensive wurde. «Die Art und Weise, wie wir verteidigt haben, war der Schlüssel», sagte der zuvor in der Versenkung verschwundene und nun groß auftrumpfende Niels Giffey. «Wenn wir weiter so verteidigen, dann spielen wir ein gutes Turnier», sagte der gebürtige Berliner.
Gemeinsam mit seinen alten Alba-Kollegen Lo, Johannes Thiemann und Franz Wagner verkörperte Giffey eine Freude und Leichtigkeit, die das deutsche Team zusammen mit den begeisterten Fans durch die EM tragen kann. Am besten verdeutlichte eine Szene des überragenden Lo zu Beginn der zweiten Halbzeit die große deutsche Spielfreude.
Lo mit Highlight
Bei einem Tempogegenstoß spielte der überragende Alba-Point-Guard den Ball einmal hinter seinem Rücken entlang und bediente dann Schröder spektakulär unter dem Korb. «Den Move habe ich vorher noch nie gemacht. Ich habe ihn in diesem Moment einfach gefühlt», sagte Lo bei Magentasport.
Mit diesem Gefühl der Leichtigkeit soll gegen das zum Start ebenfalls siegreiche Team von Bosnien-Herzegowina der zweite Sieg her. Denn trotz des ersten Ausrufezeichens an die europäische Konkurrenz bleibt die Gruppe mit Schwergewichten wie Slowenien und Litauen kompliziert. Schon 2013 startete Deutschland mit einem Sieg gegen Frankreich in eine EM – und schied nach peinlichen Niederlagen gegen Basketball-Zwerge wie Großbritannien und Belgien doch noch aus.
Die Gefahr einer Wiederholung erscheint dieses Mal aber eher gering. Zu gefestigt und geschlossen präsentiert sich die deutsche Auswahl in diesen Tagen. «Ich glaube, hier gewinnt das beste Team und nicht das Team mit den besten Einzelspielern», sagte NBA-Profi Wagner nach seinem EM-Debüt. «Die Teamchemie ist gut, von daher macht es extrem Spaß.» Am Freitag waren alle zwölf Akteure im Training dabei und arbeiteten konzentriert vor der nächsten Aufgabe.
Spaß hatte auch Basketball-Legende Dirk Nowitzki auf der Tribüne. Die emotionale Trikot-Zeremonie für den Ausnahmesportler im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor der Partie gab seinen Nachfolgern im Deutschland-Trikot zusätzliche Energie. «Wir lieben ihn alle», sagte Giffey.