Guardiola vergleicht Haaland mit Legende Cruyff

Als Pep Guardiola das artistische Kung-Fu-Tor von Erling Haaland erstmals auf dem Bildschirm sah, entfuhr ihm ein «Oh, mein Gott». So etwas, versicherte der Starcoach von Manchester City, «habe ich noch nie gesehen». Und dann fiel ihm ein. Doch. Einmal. Am 22. Dezember 1973. Durch sein absolutes Idol. Deswegen verteilte er an seinen neuen Torjäger nach dessen Siegtor zum 2:1 gegen Haalands Ex-Club Borussia Dortmund (84.) das wohl ultimative Lob, das man von Guardiola bekommen kann: Er verglich ihn mit Johan Cruyff.

«Er hat mal für Barcelona gegen Atlético Madrid ein solches Tor gemacht. Und als ich das Tor sah, dachte ich sofort: ‚Aah, wie Johan Cruyff», sagte der Ex-Trainer des FC Bayern München, für den die 2016 verstorbene niederländische Fußball-Ikone einen ganz besonderen Stellenwert hat. «Wer mich kennt, weiß, welchen Einfluss er auf mich hat», sagte Guardiola: «Als Person, als Mentor und als Trainer.» Guardiola spielte einst unter Cruyff beim FC Barcelona.

«Er ist flexibel und elastisch»

Zudem habe er sich «an meinen lieben Freund» Zlatan Ibrahimovic erinnert gefühlt. «Er hatte die Fähigkeit, sein Bein auf den Kopf zu legen», erzählte der Coach: «Erling ist da sehr ähnlich. Er ist flexibel und elastisch.»

Der Norweger selbst tröstete nach dem Schlusspfiff erst einmal viele Dortmunder Ex-Kollegen, mit denen er vor vier Monaten noch zusammengespielt hatte. Dann genoss er die wieder einmal überschwänglichen Huldigungen der City-Fans und lief alleine eine kleine Ehrenrunde. Um nachher mit einem schelmischen Grinsen zu erklären: «Wir haben heute zwei wunderschöne Tore geschossen. Aber meines war ehrlich gesagt noch ein bisschen besser.»

Es gab keine Einwände. Der Ausgleich durch John Stones (80.) nach der BVB-Führung durch Jude Bellingham (58.) resultierte aus einem sehenswerten, aber wohl haltbaren Fernschuss. Haalands Treffer aber – mit dem Außenrist, seitlich mit dem Rücken zum Tor springend – war ein Treffer, wie man ihn nur ganz, ganz selten sieht. «Eine Aktion, die eigentlich nur Erling Haaland umsetzen kann», sagte Dortmunds Sportchef Sebastian Kehl: «In den letzten Jahren haben wir davon profitiert.» Haaland kommentierte es dann noch mal sachlich: «Es ist mein Job, in der Box auf den richtigen Moment zu warten und Tore zu schießen. Dann ist der Moment gekommen und ich habe meinen Job erfüllt.»

Sun: «Wer schreibt eigentlich die Drehbücher für diesen Typen?»

13 Treffer hat er nun in neun Pflichtspielen für die Citizens erzielt. Und auf der Insel ist der Hype um ihn schon riesig. Bis sechs Minuten vor Schluss habe es so ausgesehen, «als könne die Frage beantwortet werden, die sich gerade der gesamte europäische Fußball stellt», schrieb der «Independent»: «Vielleicht lässt er sich aufhalten. Vielleicht ist er ja doch ein Mensch. Vielleicht braucht es nur ein tiefes, intimes Wissen über seine Stärken und Schwächen, um ihn am Toreschießen zu hindern.» Die Antwort am Ende lautete Nein. Und die Sun fragte deshalb: «Wer schreibt eigentlich die Drehbücher für diesen Typen?»

Von Holger Schmidt, dpa