Nach einer Nacht auf dem Polizeirevier in Kogarah war für Mitfavorit Mathieu van der Poel der Traum von einer Medaille bei der Rad-WM zerstört.
Und dem Niederländer droht nach der kurzfristigen Festnahme wegen eines tätlichen Angriffs weiterer Ärger in Down Under: Der Pass des früheren Cross-Weltmeisters wurde eingezogen, am Dienstag muss er vor einem Gericht erscheinen. Von einer schnellen Heimreise kann erstmal keine Rede sein.
Was war passiert? Am Vorabend des WM-Rennens hatte van der Poel eine Auseinandersetzung mit zwei Kindern, die mehrmals an seiner Tür geklopft hatten. Berichten zufolge wurde der Arm eines Mädchens verletzt. Daraufhin erschien die Polizei und nahm den Radstar mit auf die Wache. Der 27-Jährige wurde wegen zweifacher Körperverletzung angeklagt und am frühen Sonntagmorgen auf Kaution wieder freigelassen. Der Enkel des legendären Radstars Raymond Poulidor ging im Straßenrennen noch an den Start, gab nach gut einer Stunde aber wieder auf.
Polizei bestätigt den Vorfall
«Es stimmt, ja. Es gab einen kleinen Streit», sagte van der Poel dem belgischen TV-Sender Sporza vor dem Start. «Es ging um laute Nachbarn und die sind hier ziemlich streng.» Er sei früh ins Bett gegangen. Viele Kinder im Flur seines Zimmers hätten es aber notwendig gefunden, an die Tür zu klopfen. «Nach ein paar Mal war ich damit fertig. Ich bat nicht freundlich darum aufzuhören. Dann wurde die Polizei gerufen. Ich war erst um 4.00 Uhr wieder in meinem Zimmer. Das ist sicher nicht optimal. Es ist eine Katastrophe, aber ich kann nichts mehr ändern. Ich versuche, das Beste daraus zu machen. Mit wenig Schlaf werde ich das Rennen fahren, hoffentlich mit Adrenalin.»
Die Polizei von New South Wales bestätigte später, dass ein 27-Jähriger festgenommen und angeklagt wurde, nachdem er angeblich in einen Streit mit zwei Mädchen im Teenager-Alter in einem Hotel in Sydney verwickelt gewesen war. Demnach habe er die beiden Mädchen gestoßen, wobei eines hinfiel und das andere gegen eine Wand schlug und eine kleine Schürfwunde am Ellbogen erlitt.
Van der Poel zählte bei der WM zu den Mitfavoriten. Doch daraus wurde nichts. «Er ist mental komplett am Boden. Er hatte große Ambitionen. Seit zwei Monaten hat er sich auf die WM vorbereitet, nachdem die Tour de France nicht wunschgemäß lief», sagte der niederländische Sportdirektor Christoph Roodhoft.
Der Kurs hätte van der Poel gelegen. Der Klassiker-Spezialist hat bereits einige schwere Eintagesrennen wie die Flandern-Rundfahrt, das Amstel Gold Race oder Strade Bianche gewonnen. 2021 gewann er die zweite Etappe der Tour de France und trug sechs Tage das Gelbe Trikot.