Frauen-WM 2023: Frösteln, keine Primetime, weite Wege

Alle Welt diskutiert über die bevorstehende Weltmeisterschaft in Katar, aber auch bei der folgenden WM – die der Frauen – wird unter ganz besonderen Umständen Fußball gespielt.

Vor der Gruppen-Auslosung an diesem Samstag beschäftigt sich der DFB längst mit dem organisatorisch anspruchsvollen Turnier, das 2023 im Winter in Australien und Neuseeland stattfindet und unter dem Motto Miles & More laufen könnte: Die weite Anreise für die meisten Teams und die Distanzen zwischen den Spielorten lassen nachhaltige Fortbewegungsmittel quasi nicht zu.   

Große Entfernungen zwischen den Spielorten

«Wir haben Möglichkeiten mit Zug und Bus geprüft. Das ist leider nicht umsetzbar» sagt Maika Fischer, Teammanagerin des deutschen Nationalteams, über das Turnier. Dabei steht noch gar nicht fest, in welchem der beiden Gastgeberländer die DFB-Auswahl ihre Vorrunde bestreitet. In den Gruppenspielen müssen die Teams Neuseeland oder Australien zwar jeweils nicht verlassen, das bedeutet aber nicht viel: Die Entfernung zwischen den australischen Spielorten Perth und Brisbane beträgt beispielsweise über 3600 Kilometer.  

Die neunte WM der Frauen findet vom 20. Juli bis 20. August 2023 erstmals mit 32 Teams statt. Titelverteidiger sind die USA. Auch der zweifache Weltmeister und aktuelle Vize-Europameister Deutschland ist bei der Auslosung in Auckland als einer der acht Gruppenköpfe gesetzt.  

Der DFB rechnet mit einer hochklassigen, aber auch  schwierigen WM. «Den Fan erwartet ein sensationeller Wettbewerb, der sportlich – daran glaube ich einfach – die EM noch mal toppen wird», sagte Joti Chatzialexiou, Sportlicher Leiter der Nationalmannschaften beim DFB, der Deutschen Presse-Agentur. «Aber ob der Zuschauerandrang und die Atmosphäre, die wir in England erlebt haben, getoppt werden, ist schwer einzuschätzen.»

Spiele nicht in deutscher TV-Primetime

Nach der Europameisterschaft im Juli in England mit Rekordzuschauerzahlen und -Einschaltquoten haben Australien und Neuseeland vorwiegend für die europäischen Teams einen großen Nachteil: Durch die Zeitverschiebung von bis zu elf Stunden sind die Spiele in der deutschen Nacht oder am frühen Morgen zu sehen und nicht in der vielversprechenden TV-Primetime.  

Auch das Klima wird die Spielerinnen vor besondere Herausforderungen stellen. Passenderweise ist eine «fußballbegeisterte junge Pinguin-Dame» (FIFA) mit einem blauen Haarbüschel namens Tazuni das Maskottchen der WM. «Man darf die Temperaturen dort auch nicht vergessen, es wartet eine andere Jahreszeit auf uns: Es wird früh dunkel und nass. Auch das wird unsere Abläufe beeinflussen», sagte Chatzialexiou. «Die Umstände werden anders und damit auch für die Zuschauerinnen und Zuschauer eine Herausforderung sein», ergänzte der 46-Jährige. Das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg werde wahrscheinlich zwölf Tage vorher anreisen müssen, um im Biorhythmus zu sein. 

«Es wird uns ein anderes Niveau erwarten, auf das wir uns vorbereiten müssen – vor allem physisch»,  prophezeite Chatzialexiou. Klar, dass Deutschland trotz der schwierigen Umstände hohe Ziele hat. «Wir wollen wieder um den Titel mitspielen. Ein anderes Ziel können und wollen wir gar nicht ausgeben. Nach der EM gehören wir wieder zum Favoritenkreis, der durch die USA, Brasilien und Olympiasieger Kanada noch größer sein wird», sagte Voss-Tecklenburgs Assistentin und Vertraute Britta Carlson. 2003 und 2007 gewannen die deutschen Frauen den Titel, bei der WM 2019 in Frankreich schieden sie im Viertelfinale gegen Schweden aus. 

Ulrike John, dpa