Abkehr vom Big-City-Label: Hertha-Präsident fordert Demut

Hertha-Präsident Kay Bernstein will das Image vom Big City Club endgültig loswerden: «Wir wollen aber auch ruhig, sachlich und demütig agieren. Das würde ich mir wünschen, dass wir unsere Aufgaben annehmen, dass wir sie gewissenhaft umsetzen und dann Schritt für Schritt besser werden.»

«Und ob wir dann in zehn Jahren europäisch oder in der ersten oder in der zweiten Liga spielen, das wird von unserem Machen abhängig sein. Wir müssen erst mal das Fundament hinbekommen», sagte der Chef des Berliner Fußball-Bundesligisten in der Dokumentation «Unser Verein: ‚Ha Ho He! Hertha BSC!’» des Senders rbb, die am 1. November (20.15 Uhr) gesendet wird.

Bernstein hatte im Juni überraschend die Präsidentschaftswahl gewonnen. Der ehemalige Ultra sieht sich aber nicht nur als Fanvertreter, sondern als ein Gesamt-Berliner. «Wir haben durch die neue Situation, dass erstmalig ein Präsident aus dem Ostteil der Stadt kommt, vielleicht auch ein bisschen die Brücke ins gesamte Berlin geschlagen – das ist eine Chance. Ich bin nicht nur ein Kind der Kurve, sondern komme auch aus dem anderen Teil der Stadt. Ich bin ein Kind der Wende. Vielleicht wird das auch ein bisschen dazu führen, dass wir weg von diesem Ost-West-Prinzip kommen, hin zu einem Verein für ganz Berlin», sagte der 42-Jährige.

Unter Bernsteins Vorgänger Werner Gegenbauer war auch auf Betreiben des mittlerweile in Ungnade gefallenen Investors Lars Windhorst der Begriff vom Big City Club geprägt worden. Die Hertha wollte mit den Windhorst-Millionen schnell ins internationale Geschäft. Bernstein verfolgt seit seiner Wahl einen Erneuerungskurs. Als Ziele für die nächsten zehn Jahre nannte er: «Wirtschaftlich stabilisiert. In der Stadt noch mehr Verantwortung zu übernehmen und bei den Mitgliederzahlen deutlich vor Köpenick zu liegen.» Union Berlin – aus Köpenick – hat der Hertha als Berlins Nummer eins sportlich derzeit klar den Rang abgelaufen.