Katars Team versucht es mit dem Sport – «Wir sind stark»

Felix Sanchez versuchte gut 24 Stunden vor dem historischen Auftaktspiel seiner Mannschaft noch einmal das Unmögliche.

«Wir wollen unsere beste Leistung bringen, etwas anderes zählt für uns nicht», sagte der Nationaltrainer des WM-Gastgebers Katar – nur um Fußball kann es aber nie gehen, wenn Katar im Spiel ist. Vor der Partie gegen Ecuador am Sonntag  (17.00 Uhr MEZ/ZDF und MagentaTV), der eine große Eröffnungsshow vorausgeht, kamen zur gesellschaftspolitischen Diskussion auch noch Bestechungsvorwürfe dazu. 

Bestechungsvorwürfe gegen den WM-Gastgeber

«Wir sind stark und niemand kann uns mit dieser Kritik und den Statements destabilisieren. Das beeinflusst uns nicht», sagte der Spanier. In sozialen Medien kursiert seit Donnerstag die Behauptung, Katar habe einigen Spielern Ecuadors Geld für einen Sieg des Gastgebers im WM-Eröffnungsspiel gezahlt. Beweise für die Vorwürfe oder eine Quelle wurden nicht genannt. «Ich denke, es gibt sehr viele falsche Informationen», sagte Sanchez dazu. Das Internet könne auch gefährlich sein. Auch zur Lage der Arbeitsmigranten in Katar gebe es «einige Fehlinformationen».

Als er über den Sport sprach, zog sich Sanchez etwas in die Außenseiterrolle zurück. Die Südamerikaner seien Favorit. «Aber wir denken, dass wir mithalten können. Wir werden unser Bestes geben, um das in allen Spielen zu zeigen», sagte der 46-Jährige.«Es wird ein sehr besonderes Spiel für uns. Dass es zu Hause stattfindet, macht es noch besonderer. Wir sind sehr motiviert und haben lange auf diesen Moment gewartet.» Das Land habe «große Anstrengungen unternommen und viel investiert für diese WM».

Teamkapitän Hassan Al-Haydos sagte: «Es gibt keine größere Ehre, als bei einer WM zu spielen. Es ist eine große Herausforderung, aber wir sind bereit.»

Die Eröffnungsfeier soll mehr bieten als bei anderen Turnieren. Auch die vielen politischen Themen rund um das Turnier – etwa Menschenrechtsfragen und der Umgang mit queeren Fans – sollen vorkommen. «Es wird definitiv Aufmerksamkeit und Antworten für all die Themen geben, die aktuell diskutiert werden», sagte Kreativdirektor Marco Balich der Nachrichtenagentur AP. 

Menschenrechtslage bringt Spieler in Schwierigkeiten

Ecuadors WM-Teilnehmer Moisés Caicedo wurde von den schwierigen Fragen zur Menschenrechtslage sichtlich in Verlegenheit gebracht. Der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler bekam aber Hilfe von Nationaltrainer Gustavo Alfaro. «Bringt den Jungen nicht in Schwierigkeiten. Wir alle sind für Menschenrechte, auf der ganzen Welt», sagte Alfaro lächelnd und legte seinen Arm um die Schulter des Spielers, als ihn dieser auf dem Podium etwas hilflos ansah. Man solle respektieren, dass die Spieler «Erwartungen und Träume haben» bei diesem Turnier, so der Argentinier weiter.

Ecuador hat vor dem WM-Start selbst mit Problemen zu kämpfen gehabt. Schwer getroffen wurde das Team vom freiwilligen Verzicht des Verbandes auf Byon Castillo. Der 27 Jahre alte gebürtige Kolumbianer war in der WM-Qualifikation für Ecuador aufgelaufen, weshalb Chile und Peru vor den Sportgerichtshof Cas gezogen waren und den WM-Ausschluss Ecuadors gefordert hatten. 

Das südamerikanische Land sieht es als ganz besondere Ehre an, das Eröffnungsspiel bestreiten zu dürfen. «Das ist etwas sehr Spezielles für uns, weil wir auf der ganzen Welt zu sehen sein werden», sagte Caicedo. Auf die Frage, ob es das größte Spiel in der Fußball-Geschichte Ecuadors sei, antwortete er: «Es wird auf jeden Fall sehr bewegend. Unser Land steht hinter uns, das motiviert uns, es auf dem Platz gut zu machen.» Die Südamerikaner spielen ihre vierte WM. Nur 2006 überstanden sie die Vorrunde, scheiterten aber im Achtelfinale an England.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Katar: 1 Al-Sheeb – 2 Miguel, 15 Al-Rawi, 5 Salman, 3 Abdelkarim Hassan, 14 Ahmed – 10 Al-Haydos, 12 Boudiaf, 6 Hatem,  – 19Almoez Ali, 11 Afif

Ecuador: 22 Dominguez – 17 Preciado, 3 Hincapié, 2 Torres, 7 Estupinan – 21 Franco, 8 Gruezo, 23 Caicedo – 19 Plata, 13 Valencia, 10 Ibarra

Schiedsrichter: Daniele Orsato (Italien)

Miriam Schmidt, Ulrike John und Jan Mies, dpa