Mit saloppen Aussagen zur Spielweise Irans hat Jürgen Klinsmann den Ärger von Nationaltrainer Carlos Queiroz auf sich gezogen und für Aufregung in den sozialen Medien gesorgt. Der Weltmeister von 1990 hatte in der BBC die unsaubere Spielweise des Iran beim 2:0 gegen Wales kritisiert.
«Es ist Teil ihrer Kultur und wie sie spielen, sie haben den Schiedsrichter perfekt bearbeitet. Die Bank sprang ständig auf und beschwerte sich beim Linienrichter und vierten Offiziellen. Sie liegen einem die ganze Zeit im Ohr», sagte Klinsmann. «Das ist ihre Kultur. Sie bringen dich dazu, die Konzentration zu verlieren.»
Nachdem Klinsmanns Aussagen erst in den sozialen Medien und später sowohl von Queiroz als auch vom iranischen Verband scharf kritisiert worden waren, bemühte sich der frühere Bundestrainer am Sonntagmorgen bei BBC-«Breakfast» um Einordnung. «Ich habe nie Carlos oder die iranische Bank kritisiert», sagte Klinsmann. «Alles, was ich beschrieben habe, war ihre emotionale Art und Weise, die irgendwo bewundernswert ist.» Seine Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Er wolle Queiroz nun anrufen und die Situation beruhigen.
Über Queiroz hatte Klinsmann geurteilt, er passe mit seiner Art perfekt zum iranischen Fußball. «Er hatte Probleme in Südamerika, hat sich weder mit Kolumbien noch später mit Ägypten qualifiziert. Kurz vor der WM ging er zurück in den Iran, wo er schon zuvor lange gearbeitet hatte», sagte Klinsmann. Queiroz antwortete in einem langen Thread auf Twitter: «Ganz egal, wie sehr ich respektieren kann, was du auf dem Feld getan hast, diese Äußerungen über die iranische Kultur, das iranische Nationalteam und meine Spieler sind eine Schande für den Fußball.»
Queiroz lud Klinsmann ins Camp des Iran ein, forderte ihn aber auf, zuvor aus der Technischen Studiengruppe des Weltverbandes FIFA zurückzutreten. Der iranische Verband schloss sich am Sonntag dieser Forderung an. Er verlangte von Klinsmann eine Entschuldigung und bat die FIFA um eine Klärung. Das iranische Team lade ihn zu einem Vortrag «über die tausendjährige persische Kultur und die Werte von Fußball und Sport» in ihr Trainingslager ein, erklärte der Verband. Als früherer Fußballer werde Klinsmann auch nicht nach seinen «berühmten dramatischen Diver» beurteilt.
In der Technischen Studiengruppe analysieren Ex-Profis unter der Leitung von Arsène Wenger die WM-Spiele und leiten ihre Erkenntnisse an die FIFA weiter. Neben dem 58 Jahre alten Klinsmann gehören Alberto Zaccheroni, Cha Du-Ri, Sunday Oliseh, Faryd Mondragon und Pascal Zuberbühler der Gruppe an. Der Weltverband äußerte sich bis Sonntagmittag nicht.