Die schwedische Fußballspielerin Nilla Fischer, die die Kapitänsbinde in Regenbogenfarben 2017 nach Deutschland brachte, hat dem Weltfußballverband FIFA Grenzüberschreitungen vorgeworfen.
Nach dem Verbot der «One Love»-Armbinde bei der WM in Katar frage sie sich, wie die FIFA sich das vorgestellt habe, sagte die 38-jährige Ex-Kapitänin des VfL Wolfsburg der «Bild am Sonntag». Es gebe keine Regel, die den Schiedsrichter befuge, einen Spieler für eine farbige Kapitänsbinde zu verwarnen», sagte sie. «Außerdem wäre der Aufschrei der Medien doch riesig gewesen, wenn sieben Kapitäne wegen der Binde tatsächlich Gelb gesehen hätten. Die FIFA überschreitet leider oft Grenzen – auch in diesem Fall.»
Die FIFA hatte das Tragen der «One Love»-Armbinde unter Androhung von Sanktionen untersagt. Sieben europäische Verbände, darunter der DFB, hatten daher auf die geplante Aktion verzichtet. Die deutsche Nationalmannschaft hatte sich vor der 1:2-Auftaktniederlage gegen Japan stattdessen aus Protest die Hände vor den Mund gehalten.
«Wenn du eine Haltung hast, musst du auch dafür einstehen»
Fischer sagte der Zeitung, für die deutsche Nationalmannschaft sei es noch nicht zu spät, der «One Love»-Binde doch noch eine Chance zu geben. «Würde Manuel Neuer gegen Spanien mit der Binde auf den Platz treten, wäre das nach wie vor ein starkes Zeichen.» Dass Neuer die Binde gegen Japan nicht getragen habe, habe sie enttäuscht. «Das gilt allerdings für alle Länder, die vor dem Turnier ankündigten, mit dieser Binde aufzulaufen. Wenn du eine Haltung hast, musst du auch bereit sein, Konsequenzen zu tragen und dafür einstehen.» Begeistert sei sie dagegen von der deutschen Innenministerin Nancy Faeser gewesen, die sich mit der «One Love»-Binde ins Stadion und neben Präsident Gianni Infantino gesetzt hatte.
Fischer steht offen zu ihrer Lebensweise. 2013 heiratete sie ihre Freundin. 2014 wurde sie in Schweden zur «Lesbischen Frau des Jahres» gekürt. Auch bei den Themen Gleichberechtigung und Sexismus meldet sie sich immer wieder zu Wort. 2017 brachte sie die Regenbogenbinde nach Deutschland.
Regenbogenfarben in Schweden allgegenwärtig
In ihrer Heimat Schweden seien die Regenbogenfarben im Fußball schon lange allgegenwärtig gewesen, sagte Fischer der «Bild am Sonntag». In einem Interview sei ihr die Frage gestellt worden, wieso in Deutschland nicht ein ähnliches Zeichen gegen Diskriminierung von Homosexualität gesetzt werde. Sie sei dann mit der Idee auf ihren damaligen Verein VfL Wolfsburg zugegangen. «Der VfL war begeistert. Anders als der DFB, der nicht sofort Feuer und Flamme war.» Seitdem sei viel passiert. «Der DFB macht mittlerweile ja sehr klar, dass er für LGBTQ-Rechte einsteht. Mich freut diese Entwicklung.»
Der Regenbogen ist das Symbol für die LGBTQI*-Gemeinschaft. LGBT ist die englische Abkürzung für lesbisch, schwul, bisexuell und Transgender. Oft werden auch die Varianten LGBTQ, LGBTQI oder LGBTQIA+ verwendet. Jeder Buchstabe steht für die eigene Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung.