«Er ist so nett wie talentiert»: Mbappé gefragt und gefeiert

Spätestens seit Samstagabend ist es chic, sich in der Öffentlichkeit mit Kylian Mbappé zu inszenieren. Und so wartete Ivanka Trump mit Ehemann Jared Kushner und ihren drei Kindern, als der französische Stürmerstar nach dem 2:1 gegen Dänemark mit einem breiten Matchwinner-Lächeln in die Katakomben des Stadion 974 kam.

Mbappé posierte für Fotos mit der gesamten Familie der Tochter des früheren US-Präsidenten Donald Trump, er signierte für die Kinder auch sein Trikot. Das zeigen Fotos, die Ivanka Trump ausgiebig in den sozialen Medien postete – und die Mbappé zumindest bis Sonntagmittag nicht teilte.

Talent macht am Ende den Unterschied

«Kylian ist ebenso freundlich wie talentiert», schrieb Trump begeistert. Die 41-Jährige äußerte sich damit durchaus ähnlich wie Frankreichs Routinier Raphaël Varane. «Wir haben kollektiv eine gute Leistung geboten», sagte der endlich genesene Abwehrchef nach seinem 90. Länderspiel. Und fügte dann fast schon eine Fußball-Weisheit an: «Aber am Ende macht immer das Talent den Unterschied.»

Talent, davon hat Kylian Mbappé mehr als genug. Und der 23-Jährige zeigte es auch schon auf der WM-Bühne. Beim Titelgewinn 2018 traf er als erster Teenager seit Pele im Finale und wurde zum besten Nachwuchsspieler gekürt. Inzwischen ist er der teuerste Spieler der Welt. Für keinen wurde eine höhere Ablöse bezahlt (222 Millionen Euro) und seit seiner Vertragsverlängerung im Sommer verdient wohl auch niemand mehr. Doch den ganz großen Durchbruch zum Mega-Star in die Sphären von Cristiano Ronaldo oder seiner Pariser Clubkollegen Neymar und Lionel Messi hat Mbappé noch nicht geschafft. Wohl auch, weil um ihn herum immer etwas zu viel Aufregung herrscht.

Das Turnier in Katar könnte nun zum ganz großen Durchbruch für den Stürmer werden, der seinen Vornamen laut «Figaro» dem irischen Wanderprediger St. Kilian von Würzburg verdankt. Beim 4:1 zum Auftakt gegen Australien steuerte er ein Tor und eine Vorlage bei. Gegen die Dänen wurde er mit beiden Treffern zum Matchwinner.

Die Medien kamen nicht aus dem Schwärmen heraus

Mbappé sorgte dafür, dass Frankreich als erstes Team ins Achtelfinale einzog, er bannte quasi im Alleingang den Weltmeister-Fluch – drei Titelverteidiger nacheinander waren zuvor in der Gruppenphase gescheitert – und er zog mit 31 Länderspiel-Treffern mit Zinedine Zidane gleich. Nach etwas mehr als der Hälfte von Spielen als der Weltmeister-Kapitän von 1998.

Und so bemerkte Varane, der in zehn Jahren bei Real Madrid an der Seite vieler Top-Stars gespielt hat und zuletzt bei Manchester United auch zusammen mit Ronaldo: «Ich genieße es jeden Augenblick, ihn in meiner Mannschaft zu haben.» Auch die Medien, die sonst eine ambivalente Meinung über Mbappé haben, kamen diesmal nicht aus dem Schwärmen heraus.

Die «L’Equipe» betitelte ihn nach der Gala in der Wüste mit Bezug auf die Qualifikation als «Qualif Mbappé». Die Zeitung «Le Monde» sah den «Start einer Ära Mbappé». Und der Sender RMC urteilte: «Das Wunderkind hat sich als Chef durchgesetzt. Katar könnte seinen Status als Stürmerstar des nächsten Jahrzehnts festigen. Denn er ist heiß darauf, seine Spuren in der Geschichte des Fußballs zu hinterlassen.» Daran besteht kein Zweifel. «Wenn man Kylian ein bisschen kennt, weiß man, dass er diesem Turnier seinen Stempel aufdrücken will», sagte Teamkollege Jules Koundé.

Die Statistiken der Equipe Tricolore wirbelt Mbappé jedenfalls jetzt schon kräftig durcheinander. Mit sieben WM-Toren ist er nun Zweiter hinter dem legendären Just Fontaine (13). Vor Thierry Henry (6), Zidane und Michel Platini (beide 5). Angesichts der Tatsache, dass er altersbedingt wohl noch bis zu drei Weltmeisterschaften spielen könne, geht manch einer fest davon aus, dass er den WM-Rekord von Miroslav Klose (16) irgendwann brechen wird. Klose selbst hatte übrigens schon kurz nach der WM 2018 gesagt: «Er kann meinen Rekord einstellen oder verbessern.»

Holger Schmidt, Sebastian Stiekel und Tom Bachmann, dpa