Die 16 Bundestrainer-Monate von Flick im Zeitraffer

Das Aus bei der WM in Katar markierte den Tiefpunkt von Hansi Flicks Karriere als Bundestrainer. Seine 16 Monate im Amt im Zeitraffer.

August 2021: Auf dem DFB-Campus in Frankfurt, der damals noch eine Baustelle ist, wird Hansi Flick als Nachfolger von Joachim Löw präsentiert. Den Bundestrainer-Posten nennt er «eine Verpflichtung, eine Riesenverantwortung». Der Sieben-Titel-Champion mit dem FC Bayern kündigt an, «’all in‘ dafür zu gehen, dass wir wieder begeisternden Fußball spielen».

September 2021: Flicks Neun-Punkte-Startplan geht gegen Liechtenstein (2:0), Armenien (6:0) und Island (4:0) auf. Stoppen kann ihn nur ein Defekt an der Chartermaschine auf der chaotischen Rückreise aus Reykjavik mit einer unfreiwilligen Zwischenlandung in Edinburgh.

Oktober 2021: Die Siegesserie geht weiter. Nach dem 4:1 mit zwei Treffern von Timo Werner im nasskalten Skopje gegen Nordmazedonien ist das WM-Ticket vorzeitig gelöst. Der schwer erkältete Flick sagt stolz: «Wir haben uns als erste Nation nach Katar qualifiziert für Katar.»

November 2021: Die WM-Qualifikation wird torreich abgerundet mit einem lockeren 9:0 in Wolfsburg gegen Liechtenstein bei der Verabschiedung von Löw sowie einem 4:1 auswärts gegen Armenien. Flick blickt optimistisch nach vorne auf das WM-Jahr 2022: «Ich denke schon, dass die Spiele gezeigt haben, dass wir zurück sind.» Zurück in der Weltspitze?

März 2022: Mit dem 2:0 gegen Israel baut Flick seinen Startrekord als Bundestrainer auf acht Siege aus. Drei Tage später gibt’s ein 1:1 gegen die Niederlande. In Amsterdam verspielt das DFB-Team eine Führung. Das soll sich in den kommenden Monat zum Muster entwickeln.

Juni 2022: Gleich vier Nations-League-Spiele stehen am Ende einer strapaziösen Saison an. Dreimal reicht es nur zu einem 1:1. Aber ein abschließendes 5:2 gegen Europameister Italien sorgt für ein «Supergefühl» bei den Nationalspielern, die sich in den Urlaub verabschieden.

September 2022: Im 14. Spiel geht Flick beim 0:1 gegen Ungarn in Leipzig erstmals als Verlierer vom Platz. Drei Tage später wird im Wembleystadion gegen England bei einem wilden 3:3 eine 2:0-Führung verspielt. «In sieben Wochen dürfen wir die Fehler nicht mehr machen», sagt der zweifache Torschütze Kai Havertz.

November 2022: Exakt 13 Tage vor dem ersten WM-Spiel nominiert Flick seinen Kader für Katar – mit sieben Bayern-Profis, Weltmeister-Held Mario Götze als Rückkehrer, dem erst 17-jährigen Youssoufa Moukoko und Werder Bremens Niclas Füllkrug als klassischer Neun nach dem Ausfall des verletzten Timo Werner. «Wir haben einen sehr guten Kader», sagt Flick.

WM-Ernstfall: Nach einem für Thomas Müller «aberwitzigen» 1:2 gegen Japan denken alle: «Nicht schon wieder!» Die Erinnerungen an das 0:1 gegen Mexiko 2018 in Russland und das historische Vorrunden-Aus kommen hoch. Gegen Spanien rettet Joker Füllkrug das 1:1. Die WM-Hoffnung ist wieder da, aber nur, weil Costa Rica zuvor gegen Japan gewinnt.

Der K.o.: Erst läuft gegen Costa Rica alles nach Plan. Serge Gnabrys 1:0 beruhigt die Nerven. Doch vom Parallelspiel kommt schlechte Kunde. Japan führt 2:1 gegen Spanien. In einer wilden Schlussphase holt die DFB-Elf nach Rückstand noch einen 4:2-Sieg heraus. Doch der nützt nichts. Platz drei bedeutet das Aus. «Wir sind selbst schuld, wir müssen uns an die eigene Nase fassen», sagt Flick – und schließt einen Rücktritt aus. 

Das Bierhoff-Aus: Das nächste Vorrunden-Aus vier Jahre nach der WM in Russland bleibt nicht ohne personelle Konsequenz. Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff geht, dann tagt am 7. Dezember die DFB-Spitze zur Nachbesprechung der WM. 

Flick bleibt: Nach einer Krisensitzung mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke gibt der Verband bekannt: Flick soll das Team trotz des frühen WM-Aus auch zur Heim-EM 2024 führen.

Flicks Länderspiel-Bilanz: 19 Spiele – 11 Siege, 6 Unentschieden, 2 Niederlagen – 52:17 Tore