Wirtz-Comeback schürt Hoffnungen bei Bayer und DFB

Für seinen Vereinscoach Xabi Alonso ist er ein «Unterschiedsspieler», für Bundestrainer Hansi Flick eine der möglichen Schlüsselfiguren beim Aufbau einer schlagkräftigeren Nationalmannschaft. Das Comeback von Florian Wirtz schürt sowohl bei Bayer Leverkusen als auch beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) Hoffnung auf bessere Zeiten.

Zwei Kurzeinsätze des Mittelfeldspielers in Testspielen seines Clubs noch vor der Weihnachtspause versetzten Alonso ins Schwärmen: «Mit Flo sind wir eine bessere Mannschaft – und ich bin mit ihm auch ein besserer Trainer. Er wird für uns ein großartiger Winterzugang sein.»

Nach neunmonatiger Zwangspause ist bei dem von einem Kreuzbandriss genesenen Wirtz das Lächeln zurück. Der Frust über die lange Reha, den dürftigen Saisonstart der Bayer-Elf und die verpasste WM in Katar scheint verflogen. Erste Gehversuche über insgesamt rund 70 Minuten in den Duellen mit den Glasgow Rangers und dem FC Zürich, gegen den sogar ein Tor gelang, machten bei allen Startproblemen Lust auf mehr. «In den nächsten Tests wird sich das entwickeln. Dann werde ich wieder zu 100 Prozent der sein, der ich vorher war. Ab nächstem Jahr kann man wieder voll mit mir rechnen», versprach das erst 19 Jahre alte Talent.

Solch kämpferische Worte hört Flick gern. «Flo hätten wir mit seiner Qualität gern dabei gehabt, das weiß jeder», bekannte der Bundestrainer beim jüngsten Versuch, den frühen WM-Knockout der DFB-Elf zu erklären. Die außergewöhnlichen Qualitäten von Wirtz als Verbindungsspieler zwischen Mittelfeld und Angriff machen ihn zu einem Hoffnungsträger für die EM 2024 im eigenen Land.

Flick sehnt einen schnellen Formaufbau herbei: «Das Entscheidende ist für ihn, dass er gesund dazu kommt, dass er die Spiele beginnt, dass er im Januar dabei ist, dass der Fokus dann auf den nächsten Aufgaben liegt, die er mit Leverkusen hat. Deswegen ist es der richtige Weg, dass er an seiner Spielfähigkeit trainiert.»

Bayers Hoffnungen ruhen auf Wirtz

Wirtz soll nicht nur die Nationalmannschaft, sondern auch sein Vereinsteam auf ein höheres Niveau heben. Ohne den Jungstar gab es einen kapitalen Saisonfehlstart mit dem Pokal-Aus beim Drittligisten Elversberg, vier Bundesliga-Pleiten in Serie und der Champions-League-Niederlage in Brügge. Nach nur einem Sieg in acht Meisterschaftsspielen erfolgte die Trennung von Cheftrainer Gerardo Seoane.

Rudi Völler, neuerdings Mitglied der DFB-Taskforce, ist guter Dinge, dass sich der jüngste Aufwärtstrend der Bayer-Elf vor der Winterpause mit drei Siegen nacheinander dank Wirtz verstetigt. «Mit Florians Präsenz und seiner Klasse ist unser Spiel ein ganz anderes», sagte der einstige Bayer-Sportchef unlängst dem «Kicker». 

Ähnlich euphorisch fiel das Urteil von Simon Rolfes aus. «Natürlich ist er fußballerisch begnadet und die Kinder gehen dafür ins Stadion, um Spieler wie Florian zu sehen. Was ihn aber wirklich außergewöhnlich macht, ist, mit welcher Disziplin und Akribie er das durchzieht, um wieder zurückzukommen. In diesem Bereich ist Florian für mich das größte Vorbild», schwärmte der Bayer-Geschäftsführer.  

Der vertraglich bis 2027 an Leverkusen gebundene Wirtz wähnt sein Team für die avisierte Aufholjagd Richtung Champions-League-Plätze gerüstet. Ein Erfolgserlebnis im ersten Pflichtspiel des neuen Jahres am 22. Januar in Mönchengladbach wäre ein verheißungsvoller Start in die Mission: «Man hat es sich vor der Saison natürlich anders vorgestellt. Jetzt tut es uns allen gut, dass wir wieder in der Spur sind, und wir hoffen, dass wir nach der Pause da anknüpfen können», sagte Wirtz dem Internetportal «Transfermarkt».

Von Heinz Büse, dpa