Die Welt weint um «O Rei»: Staatstrauer nach Pelés Tod

In der Nacht der Tränen leuchtete die Christus-Erlöser-Statue von Rio de Janeiro in den brasilianischen Farben. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa ehrte den verstorbenen Pelé mit einem Sternbild in Grün und Gelb. Brasilien und die ganze Fußball-Welt weinen um «O Rei».

«Der Fußball hat seinen König verloren. Pelé war die Sonne Brasiliens», schrieb die französische Tageszeitung «Le Figaro». Nach dem Tod des Idols hat die Regierung seiner Heimat Brasilien eine dreitägige Staatstrauer angeordnet. «Pelé ist unsterblich, und wir werden immer daran arbeiten, seine Geschichte zu bewahren und sein Vermächtnis fortzuführen», sagte der Präsident des brasilianischen Fußballverbandes CBF, Ednaldo Rodrigues.

Am Montag können die Fans in der Hafenstadt Santos Abschied von dem dreimaligen Weltmeister nehmen. Der Sarg mit dem Leichnam werde im Stadion des FC Santos in der Mitte des Spielfelds aufgebahrt, teilte sein langjähriger Verein mit. Am Dienstag soll Pelé dann im Kreis seiner Familie beigesetzt werden. Demnach wird er in dem 14-stöckigen Friedhof-Hochhaus Memorial Necrópole Ecumênica bestattet, wo bereits mehrere Familienmitglieder und sein Sturmpartner Coutinho liegen.

Edson Arantes do Nascimento, wie der einzigartige Stürmer mit vollem Namen hieß, war am Donnerstag im Alter von 82 Jahren einem Krebsleiden erlegen. «Pelé, der König des Fußballs, war einer der größten Sportler aller Zeiten. Der einzige dreifache Weltmeister bewies mit seinen Taten, dass er nicht nur ein großartiger Sportler war, sondern auch ein großer Bürger und Patriot, der den Namen Brasiliens überall bekannt machte», hieß es in einer Mitteilung der scheidenden Regierung des rechten Präsidenten Jair Bolsonaro.   

Künftiger Staatschef dankt Pelé

Auch der künftige Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva, der an Neujahr sein Amt antritt, würdigte Pelé. «Ich hatte ein Privileg, das die jüngeren Brasilianer nicht hatten: Ich habe Pelé live spielen sehen. Er hat eine Gewissheit hinterlassen: Es hat nie eine Rückennummer 10 wie ihn gegeben. Vielen Dank, Pelé», schrieb er auf Twitter.

In ganz Brasilien trauerten die Menschen um den früheren Ausnahmespieler. «Die Menschen sind hier sehr, sehr traurig. Alle gehen auf die Straße, alle weinen um den größten Fußballer aller Zeiten. Das ist ein trauriger Tag für den Fußball, für die Menschen in Brasilien», sagte der frühere deutsche Nationalstürmer Kevin Kuranyi, der gerade in Brasilien Urlaub macht, der Deutschen Presse-Agentur. In Pelés Geburtsstadt Três Corações beteten die Gläubigen in der Kirche Matriz Sagrada Família, in der er getauft wurde, für den Ausnahme-Athleten.

Pelé: 77 Tore in 92 Spielen für die Seleção

Der Brasilianer war schon zu Lebzeiten eine Legende. Der Weltverband FIFA kürte ihn – ebenso wie den 2020 verstorbenen Argentinier Diego Maradona – zu einem der «Spieler des 20. Jahrhunderts». Mit 77 Toren in 92 Länderspielen ist Pelé bis heute Rekordtorschütze der Seleção. Mit Brasilien holte er 1958, 1962 und 1970 den WM-Titel, beim ersten war er gerade mal 17 Jahre alt. Sein Tod hat weltweit unzählige bestürzte Reaktionen hervorgerufen. 

«Pelé war einer der größten Fußballer, der je gespielt hat. Und als einer der bekanntesten Athleten der Welt verstand er die Kraft des Sports, Menschen zusammenzubringen», schrieb der frühere US-Präsident Barack Obama über einem gemeinsamen Foto mit Pelé auf Twitter.

Ronaldo, der beim WM-Finale 2002 von Yokohama gegen Deutschland beide Tore zum bislang letzten brasilianischen WM-Titel erzielt hatte, würdigte den Verstorbenen: «Einzigartig. Genial. Technisch. Kreativ. Perfekt. Unerreicht.» Pelé sei der König des Fußballs, «der Größte aller Zeiten». Pelés Vermächtnis werde Generationen überdauern, schrieb der frühere Weltklasse-Stürmer. «Heute und immer werden wir dich feiern. Vielen Dank, Pelé. Ruhe in Frieden.»

Gedenkminuten in den großen europäischen Ligen

Die drei großen europäischen Ligen in England, Italien und Spanien kündigten an, Pelé bei den kommenden Spieltagen mit Gedenkminuten zu würdigen. Das Vermächtnis des dreifachen Weltmeisters lasse sich nicht in Worte fassen, sagte FIFA-Präsident Gianni Infantino: «Sein Leben besteht aus mehr als nur Fußball. Er hat die Wahrnehmung in Brasilien, in Südamerika und in der ganzen Welt zum Besseren verändert.» Pelé sei schon seit langer Zeit unsterblich «und wird deshalb für immer bei uns sein.»

Schon während der Weltmeisterschaft in Katar hatte Brasiliens erneut gescheitertes Nationalteam um den schwer erkrankten Pelé gebangt. «Lange vor Maradona, Ronaldo und Messi gab es nicht einmal eine Debatte über den größten Fußballer aller Zeiten. Jeder Fan wusste, dass es Pelé war, und sie verehrten ihn», schrieb nun der «Daily Mirror» in Großbritannien. Für Bundestrainer Hansi Flick hat es einen «besseren Spieler als Pelé nicht gegeben, für mich war und ist er der König des Fußballs. Sein Spiel war nahe der Perfektion, er war komplett, hatte keine Schwächen.»

Ulrike John und Denis Düttmann, dpa